Testbericht: Ferrari Challenge Trofeo Pirelli

Das englische Kult-Entwicklerstudio System 3 von Gamedesigner Mark Cale, bekannt u.a. durch „International Karate“ sowie der „The Last Ninja“-Reihe, bringt – ausgestattet mit der Lizenz der ebenso kultigen italienischen Automarke Ferrari – einen Rennspieltitel auf die Wii. Dieses Genre ist auch knapp zwei Jahre nach Release der Konsole immer noch mehr als dünn vertreten, zumal Funracer à la „Mario Kart Wii“ sowieso nicht hinzuzurechnen sind. Ob die Briten die Reifen tatsächlich ordentlich quietschen lassen können, lest ihr in unserem Testbericht.

Ich will Spaß, ich geb Gas!

In Ferrari Challenge Trofeo Pirelli dreht sich alles, wie der Name unschwer zu erkennen gibt, alles rund um die Autos des italienischen Herstellers mit dem aufbäumenden Pferd im Firmen-Emblem. Nicht zuletzt durch die vergangenen Erfolge des deutschen Formel 1-Weltmeisters Michael Schumacher, ist die Marke bei PS-Liebhabern auch hierzulande hoch im Kurs. Insgesamt lassen sich im Verlauf des Spiels somit über 50 originale Ferrari-Modelle freispielen. Die Spannweite reicht dabei von Autos der 50er Jahre bis hin zu aktuellen Rennfahrzeugen. Um aber zunächst einmal einen ersten Einstieg in das Spiel zu finden, bietet sich die Einführungsrunde an. Diese dreht man im F430 auf Ferraris hauseigener Teststrecke Fiorano, wobei der Spieler von Le Mans-Rennfahrer Tiff Needell angewiesen wird. Dieser erklärt fortan, wie der Bolide am besten gefahren werden soll. Als zusätzliche Hilfe wird die Ideallinie samt Markierungen für Brems- sowie Beschleunigungspunkte auf dem Asphalt eingeblendet. Nach zwei Runden auf dem Parcours erfolgt ein kurzes Fazit von Tiff sowie eine Übersicht über eure erbrachte Leistung – sprich, wie genau habt ihr euch an die Vorgaben der Ideallinie gehalten, was war eure durchschnittliche Geschwindigkeit, wie lange habt ihr pro Runde benötigt etc. pp. Nachdem nun ein erstes Gefühl für das Spiel und die virtuellen Autos vorhanden ist, darf unmittelbar eine Blick auf die anderen Modi geworfen werden.

Wer nicht gleich eine längere Saison starten, sondern lieber erst einmal das Erlernte der Einführungsrunde in die Praxis umsetzen möchte, sollte wohl am besten den Modus „Schnelles Rennen“ auswählen. Hier stehen alle freigeschalteten Autos sowie Rennstrecken zur Auswahl. Gut, am Anfang ist hier somit noch nicht allzu viel auszuwählen, aber um etwas mehr Übung zu erlangen, bietet sich dieser Modus zunächst dennoch bestens an.
Wer der Meinung ist, nun genug geübt zu haben, darf sich ruhig an den nächsten Modus wagen – den „Arcademodus“. Dieser ist in vier Bereiche mit jeweils vier aufeinanderfolgenden Rennen unterteilt: Anfänger, Normal, Experte, Legendär. Zu Beginn kann hier natürlich erst nur der Anfänger-Modus ausgewählt werden. Nach erfolgreichem Sieg, sprich Erstplatzierung nach allen vier Rennen, steht der nächste Bereich zur Auswahl.
Wer dann auch hier genug Gas gegeben hat, der sollte sich fortan dem eigentlichen Kern des Spiels widmen, nämlich dem „Herausforderungsmodus“. Dieser entspricht der aktuellen F430-Challenge, in der mit einem entsprechenden Auto eine von drei möglichen Saisons gestartet werden kann. Es stehen Italien, Europa und Amerika zur Auswahl, welche originale Rennstrecken der entsprechenden Regionen beinhalten. Die einzelnen Rennen sind hier in ganze Rennwochenenden unterteilt, inklusive Qualifikationsrennen sowie zwei nachfolgenden Wertungsrennen. Wer sich die Qualifikation sparen möchte, der landet automatisch in der Startaufstellung auf dem letzten Platz. Die einzelnen Rennen dauern per Standard-Einstellung je 15 Minuten, was sich jedoch in den Optionen anpassen lässt. Pro Rennen gilt es also nun möglichst viele Punkte zu sammeln, um am Ende als Meister hervorzugehen sowie neue Autos und Strecken freizuspielen.

Neue Autos sind vor allem von Interesse für den „Trophäenmodus“. Hier sind lediglich neue von euch freigespielte Ferraris auswählbar. In drei aufeinander folgenden Rennen, die jeweils von letzter Position gestartet werden müssen, solltet ihr nach Möglichkeit am Ende auf Platz 1 landen, um die begehrten Trophäen für die Sammlung zu ergattern.
Wie bei jedem Rennspiel darf natürlich auch das „Zeitrennen“ nicht fehlen. So könnt ihr also auch in Ferrari Challenge Trofeo Pirelli auf die Jagd nach der schnellsten Runde auf allen freigespielten Strecken gehen. Zur Auswahl stehen auch hier alle im Spiel von euch erspielten Rennboliden.

Als Zusätzliche Motivationsspritze kommt das Spiel mit einem Kartenspiel daher. Dieses Kartenspiel ist im Grunde nichts anderes als ein Trumphkartenspiel, sprich ein Quartett bestehend aus Renn- und Straßenferraris. Die Karten für den Stapel müssen allerdings zunächst verdient werden und dies ist mittels besonderer Leistungen im ganzen Spiel möglich. Die Bedingungen dabei sind sehr unterschiedlich und reichen vom Fahren einer Rundenbestzeit bis hin zum Gewinn einer kompletten Saison. Aber auch ganz einfache Dinge, wie z.B. das Auswählen eines der originalen Teamwagen der F430 Challenge, die allesamt im Spiel integriert wurden, reichen aus, um sich eine neue Spielkarte zu verdienen. Natürlich müssen nicht alle Karten zu 100% vorhanden sein, um den Kartenspiel-Modus starten zu können. In diesem kann dann gegen einen Computer-Gegner angetreten werden, wobei zuvor zwischen dem halben und dem ganzen Deck ausgewählt werden darf. Insgesamt gilt es im Spiel 66 Spielkarten zu verdienen.

Die Steuerung

Ferrari Challenge Trofeo Pirelli lässt sich mit zwei unterschiedlichen Steuerungsvarianten spielen. Standard ist die Nutzung der Wii-Remote und Nunchuk-Kombination. Hierbei dient der Analogstick zur Lenkung, der B-Knopf als Gas- und der Z-Knopf als Bremspedal. Mit C betätigt man die Handbremse, wobei mit A in die Rückansicht gewechselt und mit Minus die Kameraperspektive variiert werden kann. Mit dem Steuerkreuz rechts und links lässt sich entsprechend aus Sicht des Fahrers umschauen. Fährt man mit manuellem Getriebe, so dienen der 1-Knopf zum Hoch- und der 2-Knopf zum Herunterschalten.
Die zweite Variante ist die „klassische“ Wii-Rennspielsteuerung: die Wii-Remote wird alleine benutzt und quer gehalten. Mittels Lenkbewegungen des Controllers wird das Rennauto entsprechend gelenkt. Der 2-Knopf bedient das Gas- und der 1-Knopf das Bremspedal. Als Handbremse dient der A-Knopf und mit B wechselt man in die Rückansicht. Minus bewirkt einen Wechsel der Kameraperspektive und umschauen lässt sich mittels Steuerkreuz.
Im Test erwies sich die Variante mit angeschlossenem Nunchuk als die leistungsfähigste, da ein präziseres Lenken mit dem Analogstick möglich ist. Jedoch, das sollte auch erwähnt werden, funktioniert die Lenkung mittels Bewegung ebenfalls erstaunlich gut. Einen wirklichen groben Schnitzer erlaubte sich das Entwicklungsteam jedoch in der Tastenbelegung bei manueller Schaltung. Hier muss nämlich der 1- sowie 2-Knopf gedrückt werden – jedoch ist ein gleichzeitiges Drücken des Gaspedals, respektive des B-Knopfes, natürlich nicht zu vernachlässigen. Hier sind also ziemliche Verrenkungen mit den Fingern notwendig, was alles andere als angenehm ist. Da ist die Variante mit Remote alleine schon besser. Hier reagiert die Schaltung nämlich auf ruckartige, kurze Bewegungen – zu sich hin bedeutet hoch- und von sich weg herunterschalten. Jedoch, und dies ist wirklich ein bedeutungsvoller Fehler, reagiert die Schaltung häufig nicht, unabhängig der Steuerungsvariante. Verzweifeltes Drücken der entsprechenden Knöpfe erzeugt mehrere Meter lang keine Reaktion – das Auto schaltet einfach nicht, sodass man letztendlich zwangsläufig mit Automatik-Getriebe unterwegs sein muss. Dies darf natürlich nicht sein und bedeutet leider Punktabzug.

Grafik und Sound

In Sachen Optik vermag Ferrari Challenge Trofeo Pirelli für ein Wii-Spiel durchaus zu überzeugen. Zwar sind hier die Texturen in unseren Augen ein wenig zu niedrig aufgelöst, jedoch läuft das Spiel trotz diverser Bäume, Häuser, Tribünen etc. am Rennstreckenrand erfreulicherweise bis auf geringfügige Ausnahmen ruckelfrei und vermittelt dadurch ein realistisches Renngefühl und eine hohe Geschwindigkeit. Sogar der Spieler selbst darf auf die Optik einwirken, indem er in der Garage dem eigenen Fahrzeug neue Vinylaufkleber verpasst oder den Boliden gar eine komplett neue Lackierung verpasst. Etwas fragwürdig ist die Kameraperspektive aus dem Boliden heraus. Hier wurde zum einen das Innere des Fahrzeugs recht unspektakulär gestaltet zum anderen das Sichtfeld zu sehr eingeschränkt. Ein Wechsel der Perspektive auf die Hinteransicht, sodass der Rennwagen komplett zu sehen ist, kann da schon deutliche mehr überzeugen. Unter dem Strich lässt sich das Spiel jedoch in jedem Fall in den gehobenen Grafik-Bewertungsregionen ansiedeln.

Die akustische Untermalung des Spiels ist ebenfalls recht gelungen. Die Geräusche der Rennfahrzeuge sind authentisch und tragen ihren Teil zum Rennfeeling bei. Wer mag, kann sich während der Rennen sogar von diversen Musiktiteln berieseln lassen. Diese sind jedoch von recht unbekannter Natur und nicht unbedingt jedermanns Geschmack. Aber glücklicherweise lässt sich die Musik in den Optionen auch abdrehen, sollte man kein Gefallen an diesen Titeln finden. Die Sprachausgabe der Einführungsrunde ist zudem noch positive erwähnenswert. Insgesamt eine solide Akustik, sicherlich aber auch noch mit etwas Platz für Optimierung.

Fazit

Koch Media bringt mit Ferrari Challenge Trofeo Pirelli endlich eine weitere Rennspielsimulation auf die Wii. Durch die Verwendung der Ferrari-Lizenz sind viele Rennfahrzeuge der letzten 50 Jahre spielbar, auch wenn dadurch natürlich in gewisser Hinsicht eine Monotonie ins Spiel Einzug erhält. Ein echtes Fahrgefühl wird durch die grundsolide technische Darbietung sowie der gut funktionierenden Steuerung vermittelt. Problematisch wird es jedoch, wenn man sich den Titel auf dem Hintergrund der Simulation betrachtet. Durch die unvorteilhafte Tastenbelegung ist ein manuelles Schalten kaum auf längere Zeit praktikabel und wird zudem erschwerlicherweise sogar oft nicht korrekt im Spiel erkannt. Zudem ist ein umfangreicher Karrieremodus, wie man ihn von Spielen wie etwa Gran Turismo oder Forza Motorsport auf den Konkurrenz-Konsolen kennt, nicht vorhanden. Bereits von Anfang an ist der F430, ein wirklich leistungsstarkes Fahrzeug, vorhanden. Ein stetiges Hocharbeiten inklusive Tuning und Neukauf besserer Fahrzeuge durch Rennverdienste ist nicht möglich. Ebenso wären ein Schadensmodell, ein Multiplayermodus oder einige Online-Features, wie etwa eine Runden-Bestenliste, wünschenswert gewesen. Somit bietet das Spiel unter dem Strich zwar einige kurzweilige Spielstunden, kann aber den Anforderungen einer modernen Rennspielsimulation leider nicht ganz gerecht werden.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.

Packshot Ferrari Challenge Trofeo Pirelli

Ferrari Challenge Trofeo Pirelli

Release: 22.08.2008
Publisher:
Entwickler:
Anzahl Spieler: 1
USK: