Testbericht: Art Style: Cubello

Bisher zeigte sich Nintendo selbst nicht sonderlich engagiert in Sachen Software für den hauseigenen Downloadservice „WiiWare“. Neben „Dr. Mario“ und „My Pokemon Ranch“ überließ man das Feld bisher anderen Entwicklern. Dies ändert sich nun, denn mit „Cubello“ steht nach langer Zeit der nächste WiiWare-Titel aus dem Hause Nintendo zum Download zur Verfügung. Ob sich die Investition der verlangten 600 Punkte lohnt? Wir haben mit den bunten Würfeln gespielt und verraten euch das Ergebnis.

Welcome to Cubello!

Nintendos lange Zurückhaltung im Bezug auf Software für WiiWare änderte sich, als man die Spiele der „Art Style“-Reihe ankündigte. Es handelt sich hierbei um simple Puzzlegames, die ursprünglich bereits für den Gameboy Advance unter der Bezeichnung „Bit Generations“ erschienen waren und sich durch ihren eher schlichten, aber durchaus stylishen Look auszeichneten. Nachdem es die Titel dieser Serie nur in Japan in die Regale geschafft hatten, erschien WiiWare als der perfekte Ort, um die Spiele mit überarbeiteter Technik nun einem weltweiten Publikum zugänglich zu machen. Nachdem in den USA mit „Orbient“ bereits seit einigen Wochen die erste Neuauflage eines „Bit Generations“-Klassikers erhältlich ist, geht man in Europa andere Wege. Uns wird als erster Titel der „Art Style“-Reihe das Spiel Cubello zum Download zur Verfügung gestellt. Hierbei handelt es sich jedoch nicht um die Neuauflage eines GBA-Spiels, sondern um eine komplette Neuentwicklung, die speziell für die „Art Style“-Serie kreiert wurde. In dieser Form wäre Cubello auch niemals auf dem Gameboy Advance möglich gewesen, macht es doch intensive Nutzung der Wiimote-Fähigkeiten. Aber immer der Reihe nach.

Bei Cubello haben wir es mit einem simplen Puzzlegame zu tun. In der Mitte des Bildschirms rotiert ein kleiner Würfel, der so genannte „Kernblock“. Um diesen herum sind andere Würfel in verschiedenen Farben angeordnet – was sich dann „Cubello“ nennt. Die Anordnungsmuster sind hierbei in jedem Level unterschiedlich und wo euch in der ersten Stage nur drei verschiedene Farben erwarten, werdet ihr in der sechsten Stage mit satten acht verschiedenen Farben konfrontiert. Was es mit den Farben auf sich hat? Nun, das ist schnell erklärt. Per Pointerfunktion feuert ihr farbige Würfel auf das Gebilde ab und müsst versuchen, gleichfarbige Würfel nebeneinander anzuordnen. Wie ihr sie dabei verbindet ist egal, aber sobald vier gleichfarbige Würfel sich berühren, lösen sie sich auf. Links auf dem Bildschirm befindet sich eine Anzeige mit einer Art „Magazin“. Diese verrät euch welche Farbe als nächstes zum Abschuss zur Verfügung steht.

Was im ersten Moment mehr als simpel klingt, wird durch einige Features aufgewertet und bekommt eine gewisse Komplexität. Euer Vorrat an Würfeln ist nämlich nicht unerschöpflich, sondern beschränkt sich auf maximal zehn Würfel, die ihr im Magazin bunkern könnt. Neigt sich euer Magazin dem Ende, steht auch das Ende des Spiels bevor. Doch soweit muss es nicht kommen, denn sobald ihr mindestens vier Würfel auflöst, gesellen sich drei neue Würfel in euren „Munitionsvorrat“. Regelmäßiges Auflösen der Würfel ist also Pflicht, damit man weiterspielen kann. Erschwert wird das genaue Platzieren der Würfel übrigens dadurch, dass das Gebilde rund um den „Kernwürfel“ im Raum rotiert. Feuert ihr also einen Würfel ab, wechselt die teils recht abstrakte Konstruktion sofort ihre Drehrichtung und rotiert nach eurem Treffer anders weiter. Da auch die Drehgeschwindigkeit mitunter schwankt, sollten die Schüsse gut platziert sein, um den Würfel nicht an der falschen Stelle zu positionieren. Hinzu kommt noch, dass das Gebilde kontinuierlich in eure Richtung driftet und durch eure Schüsse quasi wieder „zurück in den Raum“ geballert wird. Das ist auch gut so, denn kommt euch der „Cubello“ zu nahe, leidet nicht nur die Übersichtlichkeit, sondern es droht das frühe „Game Over“.

Ihr habt noch nicht genug? Gut, denn Cubello bietet noch mehr. Nach jedem Auflösen wird eine kleine Slotmachine in Gang gesetzt, die je nach Menge der aufgelösten Würfel aus vier bis sechs Slots besteht. Habt ihr Glück und ergattert eine Reihe mit gleichen Symbolen, wird die „Bonus Time“ aktiviert. Nun könnt ihr ungeachtet eures Munitionsvorrats für eine begrenzte Zeit unendlich viele Würfel einer Farbe auf den „Cubello“ feuern, wobei die Schüsse auch unter Zeitdruck gut geplant werden sollten. Sollten alle Würfel einer Farbe aufgelöst sein, pausiert das Game kurz und ihr bekommt von einer anderen Farbe den Freifahrtschein, solange eure Bonuszeit noch anhält. Die fulminante „Super Bonus Time“ zeigt sich noch großartiger. Hier verwandelt sich jeder abgefeuerte Würfel beim Aufprall automatisch in die passende Farbe, ihr solltet also in den wenigen euch gegönnten Sekunden ballern, was das Zeug hält, um so viele Würfel wie möglich aufzulösen. Wurden alle farbigen Würfel vom Kernblock gelöst, gilt der Level als absolviert und ihr erhaltet eine Punkteabrechnung. Insgesamt sechs Stages mit je sechs Levels stehen euch dabei zur Verfügung, wollen allerdings erst der Reihe nach freigespielt werden. Dies gilt auch für den Endlos-Modus, der euch nach einem freigelegten Kernblock 1.000 Punkte extra beschert und euch so lange weiterspielen lässt, bis ihr den „Game Over“-Bildschirm (den es in dieser Form in Cubello eigentlich gar nicht gibt) zu sehen bekommt. Die erreichten Höchstpunktzahlen werden dabei in einer spielinternen Highscoreliste gespeichert.

Was so simpel klingt, entpuppt sich bereits nach wenigen Minuten als absolut fesselndes Game, welches wie geschaffen für WiiWare scheint. Die intuitive Steuerung über die Pointerfunktion reagiert pixelgenau und das Konzept des Titels ist erfrischend. Dennoch ist es schade, dass auf jegliche Onlinefunktionen sowie einen Mehrspielermodus verzichtet wurde. Ebenfalls schade ist ein kleiner Patzer im Gamedesign, der mitunter für Frust sorgen kann. Denn wo vergleichbare Puzzler eine Farbe „aus dem Programm“ nehmen, sobald der letzte Block dieser Couleur aufgelöst wurde, ist dies bei Cubello leider nicht der Fall. So kommt es immer wieder vor, dass Würfel einer bereits komplett vom Spielfeld gefegten Farbe wieder auftauchen und euch vor das Problem stellen, dass ihr mit diesen Blöcken nun so gar nichts mehr anfangen könnt. Schlimmer noch: Mitunter gehen euch in der Munitionsleiste langsam aber sicher die Würfel aus, aber anstelle passender Farben kommen nur noch einzelne Blöcke anderer Farben, so dass das Spielende trotz geschickter Planung und wohl überlegter Vorgehensweise unausweichlich wird. Dieser Aspekt kratzt leider ein wenig an der ansonsten makellosen Vorstellung.

This is art!

In Sachen Technik muss man anerkennen, dass Cubello zu den Spielen der „Art Style“-Reihe gehört, der bewusst ein simples Design verpasst wurde. Gerade dadurch hat das Game aber einen auf gewisse Art und Weise faszinierenden Stil, der natürlich Geschmackssache ist. Anspruchsvoll sind die simplen Blöcke, die wenigen Symbole und die spartanisch gestalteten Hintergründe sicherlich nicht. Aber eines hat das Spiel: Stil. Und eine Präsentation wie aus einem Guss, bei der einfach alles stimmt. Das gilt nämlich auch für den Sound. Während der Stages wabern dezente Technosounds im Hintergrund, die ihr aber kaum wahrnehmen werdet. Denn in erster Linie macht sich die Sprachausgabe bemerkbar. Diese besteht aus einer komplett „computerisierten“ Stimme, die all eure Aktivitäten kommentiert (und mich ziemlich stark an Portal erinnert). Ich persönlich finde die Stimme sehr gelungen, da sie enorm zur kühlen, technoiden Atmosphäre des Puzzlers beiträgt. Es ist aber verständlich, wenn andere (und vor allem auch reine Zuschauer) davon genervt sein könnten. Dennoch hat alles Stil, vor allem wie ihr per Computerstimme durch das Tutorial gelotst werdet.

Fazit

Cubello ist eigentlich ein wunderbares Beispiel dafür, wie WiiWare-Titel aussehen sollten: Perfekt durchgestylt und dennoch simpel, vom Spielprinzip her fesselnd – mal für fünf Minuten zwischendurch gut, mal den Spieler für mehrere Stunden an die Konsole bindend. Hätte man noch weitere Spielmodi integriert, an einen Mehrspielermodus gedacht und den erwähnten kleinen Patzer im Gameplay ausgebügelt, hätte uns hier einer der stärksten Puzzler der letzten Jahre ins Haus gestanden. Doch auch mit den aufgeführten Mängeln, die in ihrer Summe nur marginal ins Gewicht fallen, ist Cubello ein kurzweiliger Puzzlespaß der anderen Art, in dessen Download ihr guten Gewissens 600 Punkte investieren könnt.

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Packshot Placeholder

Art Style: Cubello

Release: 21.11.2008
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Entwickler:
Anzahl Spieler: 1
USK: