Testbericht: Wheelspin

Gute Rennspiele sind selten. Gute Rennspiele auf Nintendos Wii sind eine echte Rarität, vor allem da Nintendo mit ihren Franchise „F-Zero“ beispielsweise noch auf sich warten lässt. Wenn dann noch ein Future-Racer von keinem geringeren als Bethesda Softworks angekündigt wird, sollte man hellhörig werden. Wir haben für euch etliche Runden gedreht und herausgefunden, was „Wheelspin“ wirklich taugt.

F-Zero…?

Das Grundprinzip klingt an sich nicht verkehrt: Mehrere aufrüstbare Rennwagen stehen zur Verfügung, mit denen wir auf futuristischen Kursen mit anderen Boliden um die Wette rasen können. Auf einer dreiseitigen Pyramide befinden sich dabei die verschiedenen Herausforderungen angeordnet, denen wir uns als Spieler stellen können. Eine Story selbst entfällt dabei, stattdessen sind nach und nach die verschiedenen Aufgaben zu erledigen. Durch deren Absolvierung schaltet man neue Teile der Pyramide sowie weitere Herausforderungen frei. Die Pyramide ist dabei in Renn-, Zeit- sowie Kampflevels unterteilt, was für eine gewisse Abwechslung sorgen sollte.

Im Einspielermodus wird dabei mit satten 10.000 Flocken auf dem Konto gestartet. Diese müssen allerdings zuerst einmal in den Kauf eines Boliden investiert werden, bevor der Fahrer sich damit auf die Piste wagen kann. Drei Wagen sind dabei von Anfang an zu erwerben, die weiteren Gefährte können erst mit einem deutlich dickeren Bankkonto in die heimische Garage gestellt werden. Ebenfalls gekauft werden können diverse Upgrades für die Rennwagen, die eure Geschwindigkeit sowie die Straßenlage allgemein verbessern sollen. Auf der Piste selbst heißt es dann Gas zu geben und die an euch gestellten Aufgaben zu erfüllen. In Zeitrennen ist dies die Überschreitung der Ziellinie binnen eines gewissen Zeitlimits, bei Rennen selbst müssen gegnerische Fahrer in ihre Schranken gewiesen werden. Im Kampflevel kommen dagegen Waffen zum Einsatz und erinnern an eine Mischung aus der Genre-Konkurrenz von WipEout sowie dem Crash-Racer Desctruction Derby. In einer Arena muss man sich dabei mittels Aufsammeln die Waffen aneignen, die dann auf Gegner losgelassen werden können. Der Mehrspielermodus kann dabei mit bis zu sieben weiteren Kumpels gespielt werden, wobei sich dabei dann die Steuerungsvariante aus Wiimote und Nunchuk geteilt wird.

Was in der Theorie wirklich spannend klingt, entpuppt sich in der Praxis allerdings als ein absoluter Griff ins Klo. Die Zutaten an sich wären gar nicht einmal so übel – zumindest was die Grundidee betrifft. Dass auf eine Story verzichtet wurde ist schade, aber zu verkraften. Was Wheelspin jedoch das Genick bricht ist die Umsetzung des Games. Der größte Kritikpunkt ist dabei in der Steuerung zu suchen. Es ist nett, wenn eine Kopie des Wii Wheels dem Game beiliegt und dem Gamer eine einfache Steuerungsmöglichkeit vorgaukelt. Auch der Support von Classic- sowie Gamecube-Controller verdient eigentlich ein Lob. Dass die Steuerung dann aber in der Tat so überhaupt nicht funktioniert, darf in einem fertigen Spiel nicht vorkommen. Die Boliden reagieren mal gar nicht auf eure Eingaben, mal lenken sie so schnell ein, dass man unmittelbar quer steht. Auf den teils schmalen Strecken mit Löchern und Rampen bedeutet das im Klartext, dass ihr in der Regel ein Dutzend Mal pro Runde in den nächsten Abgrund segelt. Die Bewegungssteuerung der Wii, wo ihr mittels Neigung der quer gehaltenen Wiimote steuert, hat sich dabei als die schrecklichste Variante entpuppt. Dermaßen unpräzise Umsetzungen der Bewegungen in ein Game habe ich in all den Jahren als Spieletester noch nicht erlebt. Dass mit acht Leuten gleichzeitig gespielt werden kann ist an sich toll. Dass man aber auf die Benutzung des Analogsticks am Nunchuk verzichtet und stattdessen auf eine schlechte Bewegungssteuerung setzt, ist absolut unverständlich. Wer nun meint, dass man mit dem Classic oder dem Gamecube Controller bessern steuern können sollte, hat sich gewaltig geschnitten. Es hat teils den Anschein, als würde der Lenkbefehl des Analogsticks hängen bleiben und das Fahrzeug so konstant in eine Richtung lenken, bis ihr von der Piste segelt. Das Fahren macht somit bereits nach wenigen Minuten absolut keinen Spaß mehr. Nur Masochisten kommen hierbei auf ihre Kosten. Auch das Entwicklerteam sollte seinen Namen „Awesome Play“ nach einer derartig katastrophalen Leistung besser noch einmal überdenken.

Zero Mission…

Als wäre die verkorkste Steuerung nicht schon schlimm genug, so bleibt Wheelspin auch im technischen Bereich weit unter den Erwartungen. Optisch macht es den Eindruck, als hätten wir einen Titel der vorletzten Generation vor uns. Abgesehen vom fehlenden Nebel im Hintergrund würde man das Game so auch durchaus ohne Übertreibungen auf dem N64 vermuten können. Die Strecken selbst sind öde gestaltet und warten mit blanken Texturen auf, die jeglichen Feinschliff vermissen lassen. Trotz der mageren Optik darf man sich mitunter mit aufpoppenden Polygonkonstruktionen im Hintergrund herum schlagen. Die Wagen selbst sind zwar nett gestaltet, wirken aber wie aufgesetzt. Ihre Spuren erscheinen zu plastisch auf dem Parcours und weitere Effekte sucht man ohnehin vergebens. Spielt sich Wheelspin im Einspielermodus noch sehr flüssig, treten bereits ab dem zweiten Wagen auf dem Screen leichte Ruckler auf. Mit mehreren Spielern dann verkommt das Game zu Ruckelorgie, die einfach keinen Spaß mehr macht und technisch einen Faustschlag ins Gesicht aller Programmierer darstellt.

Auch beim Sound hat wurde sich seitens der Entwickler nicht viel Mühe gegeben. Der stumpfe, repetitive Techno-Soundtrack wiederholt sich schnell und bietet nichts, was dem Spieler wirklich ins Ohr gehen würde. Die Soundeffekte sind mager und recht belanglos geworden. Auf eine Sprachausgabe wurde weitgehend verzichtet. Die Ansage der Strecken und die Namen der Boliden ertönt mit leicht verzerrter Stimme, die den Titel vom akustischen Totalausfall rettet.

Fazit

Wenn der Wii-Besitzer das Gameplay selbst über andere Punkte wie Grafik oder Sound erhebt, wird dieser oft belächelt. Wie wichtig eine gut funktionierende Steuerung allerdings ist, beweist das Beispiel von Wheelspin. Mit einer derart misslungenen Steuerung kann einfach kein Spielspaß aufkommen – zumindest nicht für Einzelspieler. Im Mehrspielermodus kämpfen alle Spieler gegen die Steuerung, was in alkoholisierten Runden durchaus witzig sein kann. Erschwerend kommt im Falle von Wheelspin dazu, dass das Game auch technisch gesehen eine absolute Gurke ist und somit entweder im Regal der Händler verschimmeln oder am besten gleich auf den Müll wandern sollte.

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Packshot Wheelspin

Wheelspin

Release: 27.11.2009
Publisher:
Entwickler:
Anzahl Spieler: 4
USK: 6