Testbericht: Samurai Shodown Anthology

Die Retrowelle im Videospiel-Universum ist nach wie vor ungebrochen. Dies hat auch SNK Playmore erkannt, die neben den „SNK Arcade Classics“ und der „King of Fighters“-Collection nun mit der „Samurai Shodown Anthology“ noch eine dritte Compilation auf den Markt bringen, auf der man Spieleklassiker vergangener Tage huldigt. Wie interessant die zweidimensionalen Schwertkämpfe der „Samurai Shodown“-Reihe auch heute noch sein können, verraten euch die folgenden Zeilen.

Ippon!

Als Anfang der 90er Jahre Capcom mit Street Fighter II das Genre der Beat’em’Ups quasi über Nacht populär machte, hielt man seitens SNK bereits mit Titeln wie Art of Fighting oder Fatal Fury dagegen. Während diese beiden Serien jedoch immer als Klon des erfolgreichen Street Fighter II angesehen wurden, konnte eine dritte Serie aus dem Hause SNK bereits mit dem ersten Auftritt für Furore sorgen: Samurai Shodown sah zwar auch Kontrahenten, die sich mit Feuerbällen und dergleichen mehr beharkten, brachte aber ein bis dato nicht gekanntes Element in das Genre: Waffen. In Kombination mit der traditionell fernöstlich gehaltenen Musikuntermalung sowie dem deutlich langsameren, taktischeren Gameplay hatte Samurai Shodown bald eine große Fangemeinde gefunden.

Mit Samurai Shodown Anthology bringt man nun insgesamt sechs Episoden des Titels zum absoluten Budgetpreis auf Nintendos Wii. Auch wenn das obskure, niemals außerhalb Nippons veröffentlichte Samurai Shodown RPG sowie Samurai Shodown 64 auf der Compilation fehlen, erhalten Fans der Reihe dennoch die bisher kompletteste Sammlung der Prügelspielserie. Den Anfang macht man natürlich mit dem ersten Teil aus dem Jahre 1993, der den Erfolg der Reihe begründete und selbst aus heutiger Sicht noch für die eine oder andere Runde gut ist. Während man bei anderen Serien mit einem halben Dutzend Titel einer Reihe schnell gelangweilt werden könnte, ist das bei Samurai Shodown anders – vorausgesetzt man ist ein Fan von 2D-Prüglern. Samurai Shodown entwickelte sich im Laufe der Jahres konstant weiter und genau diese Evolution lässt sich mittels der Samurai Shodown Anthology perfekt nachvollziehen. Der zweite Teil wird von vielen Fans auch heute noch als absolutes Highlight der Serie angesehen. Neben einer verbesserten Optik ist es vor allem die Verbesserung im Gameplay, die dem Spieler nun das Rollen, Sprinten und sogar das Zerstören der gegnerischen Waffe erlaubt.

Mit dem dritten Teil versuchte man der Serie einen etwas düstereren Anstrich zu verleihen, der bei vielen Fans jedoch nicht sonderlich gut ankam. Lobenswert dagegen war das Feature bei jedem Charakter zwischen einer „Slash“ und „Bust“-Version, also quasi einem guten und einem bösen Charakter, die sich auch dezent in den einzelnen Moves unterscheiden. Samurai Shodown IV sollte der Serie dagegen ihren ursprünglichen Glanz wieder verleihen. Auf optischer Seite kehrte man zu farbenfroheren Grafiken zurück. Das Gameplay wurde ebenfalls überarbeitet und neben längeren Combomöglichkeiten hielten auch Finishing Moves den Einzug in die Serie. Eine interessante Idee war es ebenfalls im Angesicht der drohenden Niederlage Selbstmord zu begehen, um dafür in der nächsten Runde mit einem prall gefüllten Special-Balken starten zu dürfen. Als man 2003 bereits den zehnten Geburtstag der Serie feierte, stand es finanziell schlecht um SNK. Man beauftragte somit Yuki Entertainment mit dem fünften Teil der Samurai Shodown-Serie, anstelle den Titel selbst zu entwickeln. Das optisch sehenswerte Game krankte allerdings an einer etwas unausgewogenen Kämpferriege sowie Schwächen in der Kollisionsabfrage, so dass es unter Fans als oftmals schwächster Teil der Reihe angesehen wird.

Der sechste und bislang letzte Teil der Reihe hat einen besonderen Status. Dies wird schon durch die Tatsache deutlich, dass auf der Samurai Shodown Anthology ein eigener Menüpunkt dafür vorhanden ist, während die ersten fünf Teile der Reihe allesamt aus einem Dropdown-Menü ausgewählt werden. Erstmals wurde ein Teil der Reihe nicht auf der bewährten AES/MVS-Hardware entwickelt, sondern auf Sammys Atomiswave Arcadeboard. Vor den stark verbesserten Hintergrundgrafiken wirkten jedoch die Sprites der Kämpfer wie aufgeklebt, was allerdings nur ein kleiner Kritikpunkt ist. Abgesehen davon fährt Samurai Shodown VI mit stolzen 41 Recken die größte Kämpferriege der Serie auf und wirkt eher wie ein „Best of“ als ein sechster Teil, zumal man durch verschiedene „Spirits“ noch mehr verschiedene Kampfstile mit einbindet als zuvor. Mit einem Survival- sowie einem Practice-Modus hat man hierbei auch die umfangreichsten Möglichkeiten im Vergleich zu den anderen Teilen der Reihe. Weitreichende Optionen wie den verstellbaren Schwierigkeitsgrad, die freie Tastenbelegung oder gar die Möglichkeit die Kämpfer in ihren Farben frei zu verändern sind ebenfalls willkommen. Erwähnt werden muss noch, dass kein Samurai Shodown-Teil dem Spieler einen leichten Einstieg gewährt. Nur durch Kenntnis der eigenen Moves und die der Gegner kommt man langfristig zum Erfolg. Das Gameplay ist weitaus taktischer als die flotte Street Fighter-Keilerei, denn wer dem Gegner ins offene Messer läuft, kann sich einzig mit einem Treffer bereits von gut ein Drittel seiner Energieleiste verabschieden. Die investierte Zeit lohnt sich aber, wird man mit einem fesselnden Gameplay, interessanten Charakteren und vielen weiteren Finessen entschädigt.

Als kleinen Bonus findet man noch ein Minispiel mit auf der Disc. In der Haut eines der vier „Maskottchen“ der Serie, etwa Poppy oder Pak Pak, steuert man mittels Wiimote-Bewegung in einer Stage nach links und rechts, um Bonuspunkte und Nahrung aufzusammeln, die der Trainer aus seinem Sack wirft. Vor Messern und Bomben dagegen sollte sich hüten – so wie auch generell vor diesem Minispiel, welches einfach nur sinnlos und absolut schlecht umgesetzt ist. Abgesehen davon werden Fans der Reihe mit der Compilation aber sicher ihre Freude haben. Neben der relativ unbrauchbaren Steuerungsvarianten mit der Wiimote oder der Kombination aus Remote und Nunchuk wird noch der Classic Controller unterstützt, der für Beat’em’Up-Freaks auch die allererste Wahl sein sollte.

In zwei Dimensionen…

Technisch merkt man vor allem natürlich den ersten Teilen der Reihe ihr Alter mittlerweile an. Trotz damals beeindruckender Animationen ist Samurai Shodown aber nicht so erschreckend gealtert wie das erste Street Fighter II. Der Fortschritt vor allem im Bereich der Animationen sowie der Hintergründe im Laufe der Jahre ist deutlich erkennbar und es ist nicht verwunderlich, dass viele Zocker die Serie als absolutes Aushängeschild des Genres betrachteten. Die Aufmachung der Compilation ist dabei grundsolide, die in der Regel erträglich gehaltenen Ladezeiten gehen ebenfalls in Ordnung. Schade ist nur, dass der eingesetzte Weichzeichner nicht optional deaktiviert werden kann, denn im Original auf dem NeoGeo wirkten die Titel teils noch etwas knackier und schärfer. Ebenfalls unverständlich sind die – wenn auch geringen – PAL-Balken, die im Zuge einer Unterstützung des 60Hz- sowie 480p-Modus eigentlich nicht hätten sein müssen. Sie lassen sich zwar eliminieren, aber dafür muss man seitlich auf einen kleinen Abschnitt des Bildes verzichten.

Beim Sound hat man dagegen alles beim alten belassen – und das ist gut so. Gerade eine Reihe wie Samurai Shodown lebte stets von ihren traditionellen Klängen, wie es sie bei kaum einem anderen Beat’em’Up zu hören gab. In Kombination mit den krachenden Soundeffekten, dem Klirren der Waffen sowie der japanischen Sprachausgabe in allen Teilen ergibt sich ein stimmiges Gesamtbild, welches auch heute noch zur Atmosphäre der Titel beiträgt.

Fazit

Kenner haben lange darauf gewartet endlich alle Episoden der „Samurai Shodown“-Reihe auf einer Disc vereint zu sehen. Puristen werden vom ersten Teil an alle Ausgaben der Schwertkeilerei genießen und sich über den Release zum Budgetpreis freuen. Selbst wer bereits über die Virtual Console das Debüt von 1993 besitzt, darf bei der Samurai Shodown Anthology also noch einmal zuschlagen. Nur wer einen leicht zugänglichen Arcade-Klopper erwartet, wird eines Besseren belehrt werden, denn SNKs Prügelserie erfordert in allen Teilen eine gewisse Eingewöhnungszeit, die sich für Genre-Fans aber sicherlich auszahlt.

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Packshot Samurai Shodown Anthology

Samurai Shodown Anthology

Release: 27.03.2009
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Entwickler:
Anzahl Spieler: 2
USK: 12