Testbericht: Sam & Max: Season One

Wir schreiben das Jahr 1987. Drei besondere Persönlichkeiten erblickten in diesem Jahr das Licht der Welt. Eine davon sitzt nun am Schreibtisch und schreibt etwas über die anderen beiden. „Sam & Max“, das ungewöhnliche Duo aus Hund und Hase, begaben sich 1987 das erste Mal als Freelance Police auf Verbrecherjagd. Ob wir von der Wii-Umsetzung der ersten 6 Episoden immer noch so begeistert sind wie von den Originalen für den PC wollen wir in unserem neusten Review klären!

Sam & Max!?

Dass sich die Wii zweifelsfrei für das Genre der Point&Click-Adventures eignet, ist spätestens seit Geheimakte Tunguska oder Zack & Wiki: Der Schatz von Barbaros klar und so war es im Grunde nur eine Frage der Zeit, bis sich jemand an die Klassiker heranwagt. JoWooD scheint den nötigen Mut aufzubringen und veröffentlicht nun Sam & Max: Season One für die Wii. In der ersten Staffel widmet man sich den ersten sechs Episoden, die von Oktober 2006 bis Mai 2007 monatlich für den PC erschienen sind.

Jeder der sich jetzt noch fragt, wer denn eigentlich Sam und Max sind, der ist entweder gerade erst eingeschult worden oder hat seine Hausaufgaben im Fach „Grundkenntnisse der Videospielwelt“ nicht gemacht. Was wären wir aber für Insider, wenn wir unser Wissen nicht mit unseren Usern teilen würden. Also Augen auf und gut aufgepasst, es folgt ein Stück Geschichte:

Sam & Max sind ein Polizisten Team in Gestalt eines Hundes und eines Hasens. Sam ist der Hund und der Kopf des Teams. Er übernimmt die Rolle des guten Bullen, wobei Max, der Hase, sowieso eher den Drang zur Gewalt in seinem kleinen, flauschigen Körper verspürt und sehr gerne der böse Cop im Team ist. Erschienen ist das Team, wie bereits erwähnt, zum aller ersten Mal im Jahre 1987, damals jedoch noch als Comic. Die Serie nahm die Pop-Kultur auf die Schippe, die zu der Zeit in den USA vorherrschte. Besonderes Augenmerk setzte der Schöpfer Steve Purcell jedoch auf die Veralberung der damals sehr populären Polizeifilme. Als Freelance Police machen sich Hund und Hase auf um den Ganoven das Handwerk zu legen. Dabei benutzen sie meistens genauso unkonventionelle Methoden wie die Schurken selbst. 1993 nahm sich LucasArts der Geschichte um Sam & Max an und veröffentlichte das erste Spiel der Serie. Purcell arbeitete zu der Zeit als Grafiker bei LucasArts und wachte somit ständig über sein Baby. Da die Rechte jedoch nach einiger Zeit den Besitzer wechseln sollten, entschloss sich Purcell mit Telltale Games 2006 einen Nachfolger zum Spiel auf den Markt zu bringen. Man entschied sich für eine sehr ungewöhnliche Politik und lies jeden Monat, ab Oktober 2006, eine Episode erscheinen. Nun hat JoWooD die ersten sechs Episoden zusammen gefasst und diese als „Season One“ für die Wii heraus gebracht.

Nun aber genug Hintergrundwissen über die Protagonisten des Spiels und rein in den Test.

Ich nenne es Humor!

Wer Point&Click-Adventures kennt weiß, dass es nicht selten eine sehr spaßige Angelegenheit ist. Der Humor steht auch bei Sam & Max: Season One an erster Stelle. Es handelt sich zwar um einen sehr sarkastischen und schon leicht grauen Humor, aber wer die Serie kennt wird wissen, dass diese Art von Humor einfach zu Sam & Max gehört. Laut USK ist das Spiel ab sechs Jahren freigegeben, die PEGI sagt 12+, was wir auch eher nachvollziehen können aufgrund einiger Szenen und Dialogen. Sam besitzt eine Riesenwumme, mit der nicht nur auf die Gegenstände im Spiel gezielt werden kann. In einer Art Minigame muss sogar auf fahrende Autos geschossen und diesen so die Lichter ausgeknipst werden. Wir sagen nun lieber nichts mehr über die Einstufung, bemerken aber trotzdem, dass ein Spieler mit sechs Jahren wohl kaum über jeden der Witze wird lachen können. Des Weiteren dürfte für junge Spieler der Schwierigkeitsgrad etwas zu knackig sein, wird aber ältere Zocker mit etwas Point&Click-Erfahrung nicht vor all zu große Probleme stellen.

Um allen Neulingen des Genres mal einen kleinen Einblick in das Gameplay zu geben, hier eine typische Szene nach Sam & Max:

Sam & Max benötigen 10.000$ um sich einen Tränengaswerfer zu kaufen. Sam rechnet kurzer Hand hoch und kommt zum Entschluss, dass sie für diese Summe mindestens eine Million Knöllchen verteilen müssten. Max juckt es jedoch schon in den Fingern und so entschließt er sich nur ein Knöllchen zu verteilen, dafür aber ein saftiges. Sam findet die Idee gar nicht so schlecht und beide fahren mit ihrem Streifenwagen los. Dummerweise sind heute alle Verkehrssünder entweder zu Fußgängern geworden oder haben Urlaub, da sich keiner finden lässt, dem sie ein Knöllchen reindrücken könnten. Sam kennt jedoch eine Lösung für das Problem und so darf man sich nun im Zielschießen versuchen. Gezielt wird dabei auf die Rücklichter der anderen Verkehrsteilnehmer geschossen und im Nu ist der Sünder mit kaputtem Rücklicht gefunden. Nachdem der Fahrer von Max sehr charmant zum Stehenbleiben aufgefordert worden ist, können unsre zwei Cops die Strafe für das kaputte Rücklicht verhängen, aktuell macht dies laut Freelance Police Bußgeldkatalog 10.000$. Mit der Kohle im Gepäck geht es zurück zum Laden, um nun den High-End Tränengaswerfer in Empfang zu nehmen, der sich als leicht modifizierter Gemüseschäler entlarvt.

Kaputtes Rücklicht … das macht 10.000$!

Bei der Steuerung hat man sich auf die Grundfunktionen einer Maus beschränkt. Mit dem Pointer orientiert ihr euch auf dem Bildschirm, mit dem A-Knopf interagiert ihr mit den Gegenständen und Personen. Das Inventar lässt sich entweder durch Klicken auf den Karton, der unten am Bildschirmrand angezeigt wird, oder durch Drücken des Minus-Knopfs öffnen. Wer meint mal eine Pause einlegen zu müssen, der drückt den Plus-Knopf – hier können auch Spielstände gespeichert oder geladen, die Optionen unsicher gemacht, oder es kann eben einfach nur mal kurz verschnauft werden. Mehr gibt es zur Steuerung auch nicht zu sagen, denn sie ist präzise und funktioniert zuverlässig.

Grafisch wurde der Gürtel bei diesem Titel leider wieder etwas enger geschnallt. Das Spiel kommt zwar in 3D-Optik daher, jedoch hat sich eine Cartoongrafik bei Point&Click-Adventures bei den Fans eindeutig durchgesetzt. Die Figuren wirken zu künstlich und die Umgebung ist mit lieblosen Texturen versehen. Der Untertitel wird einfach über das Bild gesetzt, was bei Texten von Max kein Problem ist, da dessen Schrift immer weiß ist, bei Sam und anderen Charakteren hingegen wird es teilweise sehr schwer leserlich. Auch sind uns immer wieder Ruckler aufgefallen, die bei einer solchen Grafikleistung nicht auftreten sollten.

Die Synchronstimmen sind für Fans Balsam für die Ohren, da sich seit den letzten Versionen für den PC nichts an den Stimmen verändert wurde. In Punkto Soundeffekte gibt es auch nichts zu meckern und die Musik ist nicht nervig sondern angenehm hintergründig und unauffällig.

Fazit

Sam & Max: Season One wurde ja einige Male verschoben und nun ging es doch Schlag auf Schlag und wir kommen in den Genuss der zwei beklopptesten Cops der Welt. Schräger Humor, die altbekannten Synchronstimmen, skurrile Lösungswege und ein Hase, der eine sadistische Ader hat. Sam & Max, wie ich sie kenne und liebe. Mich stört wirklich nur die Grafik, was auch den halben Punkt bis zur 8er Wertung kostet. Es hätte so schön als Zeichentrick umgesetzt werden können, da ja schon 12 Folgen damals auf FOX ausgestrahlt wurden. Grafik hin oder her, wer Point&Click-Adventures mag, der wird um diesen Titel wohl nicht herum kommen. Sam & Max: Season One bekommt definitiv eine Kaufempfehlung. Also los, kaufen – ansonsten gibt es eine 10.000$-Strafe!

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