Testbericht: PopStar Guitar

Jede Generation hat so seine Dinge, an die sie sich immer erinnern wird. Bei Oma ist es das Telefon, Mom und Dad erinnern sich vielleicht noch an den ersten Farbfernseher in den eigenen vier Wänden. Wir denken da an die ersten Mobiltelefone, die man sich leisten konnte und die Kinder von Heute werden an die Unmengen von Software zurück denken. Besonders an die vielen Musikspiele. Fast ständig erblickt irgendwo ein Klon von „Guitar Hero“ und Co. das Licht der Welt. Manch einer wird beinahe besser als das Original, man nehme da z.B. „Rock Band“. Jedoch gibt es auch Klone, die nicht besonders gut gezogen wurden. „PopStar Guitar“ heißt der Spross von XS Games unter Publishing von Midway. Ob man hier von ausgereifter Software sprechen kann oder ob es ein Klon mit ungewollten Mutationen ist, werden wir euch in der nun folgenden Review sagen.

AirG, ein Hardwarewunderkind!

Wir fangen direkt mit dem unbequemen Teil an. Dem Spiel liegt ein Plastikaufsatz für die Wii-Remote bei, AirG genannt, der sehr stark an die Grifftasten von Guitar Hero erinnert. Dieser Aufsatz wird einfach auf die Wiimote gesetzt, soll die Tasten überdecken und somit an das Griffbrett einer Gitarre erinnern. Soweit die Theorie, in der Praxis funktioniert die Angelegenheit leider nicht. Statt die Buttons zu überdecken wird die A Taste von der Umrandung eingeklemmt und somit dauerhaft aktiviert. Wenn man den Aufsatz etwas verschieben möchte, dann wird die 2-Taste dauerhaft gedrückt. Somit ergibt sich eine kleine mathematische Gleichung, welche lautet:

PopStar Guitar + (Wiimote+AirG) = unspielbar

Der Aufsatz ist einfach schlecht verarbeitet und selbst wenn man die Wiimote einfach ohne das Zubehör in der Hand hält, so merkt man nach wenigen Minuten wie Krämpfe in den Fingern langsam die Überhand über die Gefühle übernehmen und man einfach eine Pause machen muss. Dabei haben wir die Wii-Remote nur gehalten ohne bereits zu spielen! Um das Spiel für euch aber über unseren Prüfstand zu hetzen haben wir keine Mühe gescheut und den Werkzeugkasten zur Hand genommen. Bastelgeschick war hier gefragt aber auch nach unzähligen Einsätzen der Pfeile konnten wir den Aufsatz nicht passend machen, ohne ihn so umzubauen, dass er nicht mehr auf der Wii-Remote halten würde.

Plan A ist für die Tonne, Plan B wird die Sache schon begradigen!?

Da man ja an einen Multiplayer gedacht hat, zu dem wir später mehr sagen werden, musste auch eine Steuerung her, die ohne die AirG auskommt. Leider müssen wir auch hier wieder feststellen, dass die Rechnung nicht aufgeht, denn hier gilt:

PopStar Guitar + (Wiimote-AirG) = unspielbar

Man kann dem Spieler mit der Steuerung einen Gefallen tun und sie unkompliziert gestalten. Jedoch kann man mit der Steuerung den Spieler auch in den Wahnsinn treiben. Egal ob zu komplex oder wie in diesem Fall einfach nur unmöglich angeordnet, es gilt:

Bescheidene Steuerung = Kein Spielspaß

Natürlich kann man sich an alles gewöhnen, jedoch ergibt sich hier noch die Problematik, dass jeder Farbe auf dem Aufsatz eine Taste auf der Remote zugeordnet wird. Auf dem Bildschirm erscheinen jedoch die entsprechenden Farben und nicht die eigentlichen Controller-Buttons. Wer bereits Probleme hat sich die Namen der Nachbarschaft zu merken, der wird hier bei der Zuordnung der Farben zu den Knöpfen erst recht an seine Grenzen stoßen.

Wer in Mathe aufgepasst hat wird gemerkt haben, dass alle Rechnungen zusammen nur einen Entschluss zulassen. Die Steuerung ist der Störfaktor. Würde man diese aus der Gleichung nehmen, so könnte man fast auf ein spielbares Spiel kommen, jedoch ergibt sich hier das Problem, dass ein Spiel ohne Steuerung immer noch unspielbar ist.

PopStar Guitar = Kein Spielspaß

Und was bietet das Spiel sonst noch?

Eine berechtigte Frage, welche wir aber nicht unbeantwortet lassen möchten, denn wir haben vollen Einsatz gezeigt und haben versucht das Spiel so gut wie es geht zu untersuchen, auch wenn der Patient sich an manchen Stellen mit allen Mitteln gewehrt hat. Im Grunde kann man das Spiel ganz schnell beschreiben. Man gründet eine Pop-Band mit der man versucht den großen Reibach zu machen. So spielt man sich von kleinen Garagenkonzerten bis zu Konzerten in den großen Stadien der Welt. Um zu den großen Gigs zu kommen muss man aber eine Fanbase aufweisen können. Hier liegt auch im Grunde einer der größten Unterschiede zu den großen Brüdern Guitar Hero und Rock Band. Geld verdient man natürlich auch, aber dieses wird nur benötigt um sich neue Klamotten oder Instrumente zu kaufen. Denn nur wer immer schön hipp und in ist, kann die Fans für sich begeistern. Um noch mehr Leute zu ködern muss man außerdem zu seinen Liedern Videos aufnehmen. Hört sich cool an, ist aber wirklich sehr dürftig umgesetzt. Man steht mit seiner Band im Studio und spielt das Lied einfach noch einmal. Nachdem man die letzte Note gespielt hat wird das Video der breiten Masse zur Verfügung gestellt und man bekommt einige Fans hinzu.

Ansonsten versucht man mit Optionen noch Punkte zu holen. So kann man sich über den aktuellen Klatsch und Tratsch der Pop-Szene auf dem Laufenden halten und in einem Musikmagazin lesen, seinen Kontostand checken und eine kurze Bilanz seiner bisherigen Ausgaben betrachten. Wem das normale Spiel zu öde ist (vorausgesetzt man kommt mit der Steuerung klar), der kann sich noch die Zeit mit einem anderen, auf der Wii sich sehr heimisch fühlenden Phänomen begnügen. Minispiele! Ja, richtig gehört, diese kleinen Monster verfolgen uns Wii-User wirklich auf Schritt und Tritt. Zum Glück kann man jedoch von den Minispielen in PopStar Guitar getrost behaupten, dass es einfach nur Funktionen sind, die Guitar Hero und Rock Band im laufenden Spiel eingebaut haben. So versucht man hier den Notenzähler als bombastische Erfindung zu präsentieren oder eine Highscorejagd vergeblich zum Highend-Spielerlebnis zu erheben. Da wir schon bei „vergeblich“ sind, schnell zum nächsten Teil der Untersuchung: Grafik, Sound und Spielspaß.

Zeigt her eure Hände, Zeigt her eure Schuh!

Oder zeigt uns einfach eure Grafik und euren Sound. Nach der Grafik hätten wir lieber nicht gefragt, denn nun wird uns die nächste Unbequemlichkeit serviert. Um nicht lange um den heißen Brei zu reden sagen wir es einfach wie es ist. Es gibt Wiiware-Titel, die bessere Grafik bieten und noch lange keine 40 Euro kosten. Lieblose Texturen, kantige Bandmitglieder und keinerlei ansprechende Animationen der Band. Das sind nur die groben Schnitzer, die man sich hier erlaubt hat. Wir sagen nicht mehr dazu als nötig.

Immerhin hat man sich bei der Setliste Gedanken gemacht. Maroon 5, Fall Out Boy, 3 Dors Down, Rihanna, Blink 182 – und das sind nur einige der großen Namen, die hier jeweils einen Song in der Setliste haben. Natürlich handelt es sich nicht bei allen Liedern um Mastertracks, jedoch ist dies für einen Klon, der sich klar und deutlich an eine Zielgruppe zwischen 9 und 14 Jahren richtet, nicht sonderlich tragisch oder macht gerade hier auch nicht viel mehr kaputt.

Wie kommen wir auf die Feststellung, dass die Zielgruppe so jung sein muss!? Ganz einfach! Die Jonas Brothers und Miley Cyrus sind auch mit von der Partie. Vielleicht stört es die Kleinen auch nicht so sonderlich, dass die Steuerung so verkorkst ist, jedoch bezweifeln wir, dass hier glückliche Kindergesichter zu sehen sein werden wenn nach 10 Minuten kein Erfolg eingefahren wurde. Wie der Sound im Spiel ist können wir nur ansatzweise sagen, da wir ja bekanntlich dank der Steuerung nicht sonderlich weit gekommen sind in den einzelnen Liedern. Jedoch hörte sich das, was wir zu Ohren bekommen haben, relativ gut an und fiehl nicht weiter negativ auf.

Zum Abschluss noch kurz eine Auflistung von Funktionen, die das Spiel nicht aufweist. Onlinemodus und Onlineladen sucht man vergebens, jedoch wären diese ja nicht nutzbar dank der Steuerung. Tonstudio ist auch nicht vorhanden und es ist nicht möglich seine Band so zu gestalten wie man es möchte oder besser gesagt die gegebenen Optionen lassen so ziemlich jeden Wunsch offen, was Personalisierung angeht.

Fazit

Was soll ich sagen? Ich sage lieber nicht all zu viel, da ich sonst auch noch an den guten Seiten des Spiels etwas aussetzen werde. Der AirG-Aufsatz eignet sich zum Bewerfen der kleinen Geschwister, da er nicht sonderlich schwer ist und somit kaum Schaden verursacht. Auch als Stütze unter dem wackelnden Tischbein macht er sich hervorragend oder einfach nur als Mülltonnenfüller. Die Setliste ist zwar passabel, bringt jedoch aufgrund der Unspielbarkeit herzlich wenig. Selbst nach stundenlanger Bastelarbeit an dem Aufsatz konnte ich das Problem der klemmenden Tasten, welches nicht nur bei uns auftrat, nicht lösen und somit bleibt leider nur noch ein Satz zu sagen: Finger weg von PopStar Guitar! Reinste Geldverschwendung! Grütze!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.

Packshot PopStar Guitar

PopStar Guitar

Release: 05.12.2008
Publisher:
Entwickler:
Anzahl Spieler: 2
USK: