Testbericht: LEGO Batman: Das Videospiel

Er huscht maskiert durch dunkle Gassen. Er zeigt sich meist bei Nacht. Seine Lieblingsfarbe ist Schwarz, seine Erscheinung ist finster. Und seine Spiele in letzter Zeit rar. Der dunkle Rächer Batman findet sich aktuell endlich mal wieder in einem Videospiel wieder. Ob der Legoverschnitt auch alteingesessene Fans der Fledermaus begeistern kann – lest selbst.

The Plastic Knight

Nach „Star Wars“ und „Indiana Jones“ wird nun also auch „Batman“ ins viereckige Format gequetscht. LEGO Batman vereint das Setting, die Story und die Musik der Comicvorlage mit dem Look von Lego. Gleich zwei Lizenzen in einem Spiel? Das geht doch nie im Leben gut… Von wegen. Die Vorgängerspiele haben bereits bewiesen, dass sie sowohl witzig, als auch gut spielbar sein können und nicht nur für Kleinstkinder geeignet sind.
Der Clou: Der Lego-Look wird in diesen Spielen auch konsequent spielerisch genutzt. Ihr steht vor einem Abgrund? In der Nähe liegen mit Sicherheit Legosteine, mit denen sich eine Brücke bauen lässt. Oder ihr zerhaut einen herumstehenden Steinblock und baut aus dessen Legosteinen ein Auto. Die beiden Universen gehen dabei derart in einander über, als wären Luke, Indy und Bruce Wayne schon immer aus Plastik gewesen.
Ein weiteres Merkmal der Legospiele war ein stets toller Koop-Modus, der für die nötige Langzeitmotivation sorgt. Also schon mal eins vorweg – all das bietet LEGO Batman auch. Mehr allerdings auch nicht.

Klotz nich‘ so…

Mit einem äußerst stimmigen Render-Intro zieht LEGO Batman den Spieler von Beginn an in seinen Bann. Die Story ist dabei schnell erzählt. Schurken knacken das Gefängnis von Gotham City, worauf hin die gesamte kriminelle Rasselbande – von Two Face über den Riddler, Poison Ive bis hin zu Mr. Freeze – entkommt. Sofort sind Batman und Robin zur Stelle und jagen dem Gaunerpack in drei Kampagnen hinterher. Die Unterteilung dieser Episoden ist in erster Linie der Tradition verpflichtet, schließlich galt es in Star Wars und Indiana Jones je drei Filme nachzuspielen. Bei Batman ist die Handlung dagegen keiner direkten Vorlage nachempfunden, dafür dürft ihr – je nach Kampagne – neben dem Heldentrio auch mit den einzelnen Schurken zu Felde ziehen.
Das Missionsdesign entspricht den bekannten Legotugenden und damit auch eher konventionellem Action-Adventure-Design. Ihr startet an Punkt A und müsst Punkt B erreichen, der meist gar nicht so weit entfernt ist, aber das Überwinden vieler kleiner Rätsel und Raufereien erfordert. Dabei gibt es zwei spielentscheidende Elemente: Zum einen stoßt ihr häufig auf herumliegende Legosteine, die zu irgendetwas zusammengebaut werden können, dass euch weiterhilft. Zum anderen befindet sich in jedem Level für jeden Charakter mindestens eine Möglichkeit, das Kostüm zu wechseln. So erhaltet ihr die unterschiedlichsten Eigenschaften, von magnetischen Stiefeln, über Gleitflügel, Schutzanzüge gegen bestimmte Elemente und Zustände oder Extrabewaffnung. Oft sind die Verkleidungen nicht nur nötig, um weiterzukommen, sondern helfen euch auch im Kampf. Und nicht selten muss mehrmals hin- und hergewechselt werden.
Mit diesen Anzügen ersetzt LEGO Batman die unterschiedlichen Charaktereigenschaften der Vorgänger. Denn in Gotham spielen sich alle Figuren mehr oder minder gleich.
Neben der leichten Rätselkost ist der Titel primär Actionorientiert. In der Regel verkloppt ihr Duzendweise die Schergen eurer Erzfeinde, auch wenn hier der ein oder andere Zusatzmove nicht geschadet hätte. Neben normalen Schlägen und Tritten könnt ihr einen Gegner auch packen und werfen. Das sieht nett aus, macht aber spielerisch keinen Unterschied. Als individuelle Fernwaffen stehen Bumerang und Co. zur Verfügung. Auf Knopfdruck erscheint der Pointer auf dem Bildschirm und erlaubt – ähnlich Twilight Princess – das Anvisieren mehrerer Ziele, die dann der Reihe nach abgeflogen werden. Auch dies kommt nicht selten in Form kleiner Rätsel zum Einsatz.
Hin und wieder könnt ihr sogar die Stiefel schonen und euch in ein Vehikel schwingen. Neben reinen Fahrzeugmissionen, in denen ihr etwa per Schleppkabel fliehende Transporter fangen und zur Polizei zerren müsst, gibt es immer mal wieder die Möglichkeit, sich aus herumliegenden Legosteinen einfach so ein Auto zu bauen. Dessen Steuerung ist denkbar einfach gehalten, allerdings lassen sich auf diese Weise die Gegner gleich rudelweise ummähen.

Gegen Ende einer jeden Mission wartet dann ein Bossgegner darauf, wieder die Rückreise in den Knast anzutreten. Diese Kämpfe sind mit der richtigen Taktik stets recht einfach zu gewinnen, doch das Erknobeln dieser Vorgehensweise kann manchmal ein Weilchen dauern. Solltet ihr daher selbst mal ins Gras beißen ist dies kaum weiter schlimm. Nur wenige Sekunden später erscheint euer Protagonist an der selben Stelle wieder, lediglich ein Teil der gesammelten Legosteine geht verloren, doch da diese haufenweise zu finden sind, müsste man sich schon sehr anstrengen, um wirklich „Game Over“ zu gehen. Der Schwierigkeitsgrad ist daher eher einfach, spielerischer Anspruch entsteht in erster Linie durch den Umfang. Denn jeder absolvierte Level kann später erneut gespielt werden – mit anderen Charakteren und anderen Anzügen. Dadurch lassen sich wiederum bisher unzugängliche Stellen erreichen und verborgene Passagen nehmen. Um eine Mission zu 100% auszureizen ist also weit mehr als einmaliges Spielen notwendig. Dieses Prinzip hat schon bei den Vorgängern für Langzeitspaß gesorgt und funktioniert bei LEGO Batman erneut. Generell greifen die bewährten Spielmechanismen auch beim dunklen Ritter, der Mix aus rätseln und kämpfen spielt sich flott wie eh und je. Trotzdem ruht sich Entwickler Travellers Tales langsam ein wenig auf seinem Erfolg aus. Für LEGO Batman hätten dem Spielkonzept ein paar neue Facetten nicht geschadet. Gerade weil man so oft mit den Raufereien beschäftigt ist, dürfte das Kampfsystem gern umfangreicher ausfallen – so verprügelt ihr die Gegner stets mit denselben zwei Moves. Auch fehlt der rote Faden der Vorgänger. Durch die Anlehnung an die Filme, wusste man als Luke oder Dr. Jones stets in welcher Szene man sich befindet, auch wenn die ulkigen Zwischensequenzen das nur grob angedeutet haben.
Bei LEGO Batman sind die Filmchen immer noch lustig, gerade weil Robin so herrlich dämlich rüberkommt. Mangels Sprachausgabe und einer konkreten Vorlage ist eine wirkliche Handlung allerdings kaum zu erkennen. Auch wenn es sicher unfair ist, einem Legospiel mangelnde Dramaturgie vorzuwerfen.

Nach wie vor ein echter Kaufgrund ist der Koop-Modus. In den Missionen seid ihr grundsätzlich nie allein, euer Mitstreiter wird dabei standardmäßig vom Computer übernommen. Allerdings kann auch im laufenden Spiel jederzeit ein Freund einsteigen, was nicht nur die Schlägereien vereinfacht, sondern auch vielen Rätseln ein angenehmes Teamgefühl verpasst. Beispiel: Batman und Robin stehen vor einem Abgrund. Batman hat jedoch einen Anzug, der ihm Gleitflügel verpasst. Also fliegt der dunkle Rächer über die Schlucht, sucht einen Schalter, aktiviert eine Brücke und ebnet damit Robin den Weg, der weiter vorne mit seinen exklusiven Magnetstiefeln die Wand hochläuft, dort einen Heben umlegt und damit beiden den Weg zum Ausgang freilegt. Nach wie vor ein Lob an die Entwickler.

Volle Kontrolle

Der dunkle Ritter war noch nie zimperlich, wenn es darum ging, in den Straßen Gothams aufzuräumen. Mit Remote und Nunchuk wird das zum Kinderspiel, denn LEGO Batman steuert sich ganz konservativ. Alle Aktionen lassen sich per Knopfdruck ausführen, lediglich der Standardangriff funktioniert alternativ per Remoteschwung. Wirklich Sinn macht das nicht, das Spielgefühl wird dadurch auch nicht besser, großartige Steuerungsexperimente wären allerdings auch schlicht und einfach unnötig. Trotzdem hätte Travellers Tales an dieser Stelle auch noch eine Classic Controller-Unterstützung einbauen können. Geschadet hätte es nicht.

High Tech…

… hat Bruce Wayne in seinem Auto. Sicher auch in seinem Anzug. Und in seiner Bathöhle sowieso. Auf der Spieldisk allerdings nicht. Im Grunde genommen sieht LEGO Batman genauso aus wie seine beiden Vorgänger. Die Schauplätze sind detailverliebt, der Lego-Look kommt einwandfrei rüber. Das war’s aber auch. Die hübschen Shadereffekte, die den HD-Versionen noch zusätzliche Plastik verleihen, fehlen völlig. Auch die Polygonanzahl gewinnt keinen Preis, obwohl die Wii beides besser gekonnt hätte.
Aber sei’s drum. Wie auch beim eigentlichen Spieldesign erfindet sich Travellers Tales nicht neu, das Gebotene weiß dennoch zu gefallen.

Soundtechnisch bleibt vor allem das bekannte Batman-Thema im Ohr. Von Beginn an ertönt es häufig und unterstreicht die Stimmung nahezu perfekt. Auch die übrige Musik könnte direkt aus den Straßen Gothams stammen. Zwar sind keine wirklichen Ohrwürmer dabei, atmosphärisch kann die durchgeknallte Plastik-Verbrecherjagd dennoch punkten. Auch die übrigen Sounds leisten sich keine Patzer. Lustiges Gebrabbel und eine solide Effektkulisse runden das Gesamtbild ab.

Fazit

Abschließend sei zunächst gesagt, dass LEGO Batman trotz seiner kindgerechten Aufmachung sehr wohl als vollwertiges Spiel durchgeht. Aufgrund der netten Präsentation und spielerischer Abwechslung können sich auch ältere Zocker an den Titel wagen, denn – ganz im Ernst – wer hat denn nicht als Kind mit den bunten Klötzen gespielt.
Entwickler Travellers Tales beweist nach wie vor Liebe zum Detail, ruht sich allerdings auch auf seiner seit drei Jahren bewährten Spielmechanik aus. Denn abgesehen von kleinen Anpassungen bietet LEGO Batman kaum etwas, dass man nicht schon im Sternenkrieg oder bei Dr. Jones gesehen hat. Optik, Gameplay, Koop. Alles bekannt. Alles gut. Aufgrund der spielerischen Fülle und der Multiplayertauglichkeit bekommt der Titel noch seine acht Punkte – die gerade für Nichtkenner der Serie auch mehr als berechtigt sind. Wer jedoch schon mit den Vorgängern geklotzt hat, bekommt mehr vom gleichen, aber nichts wirklich Neues.

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Packshot LEGO Batman: Das Videospiel

LEGO Batman: Das Videospiel

Release: 10.10.2008
Publisher:
Entwickler:
Anzahl Spieler: 2
USK: 6