Testbericht: Moorhuhn: Jahrmarkt-Party

Die Moorhühner sind zurück auf der Wii! Wer nun die Knarre zücken und auf das Federvieh ballern möchte, ist jedoch schief gewickelt. In „Moorhuhn Jahrmarkt-Party“ verschlägt es das Moorhuhn und seine Freunde auf den lustigsten Jahrmarkt der Welt – sofern man dem Packungsaufdruck Glauben schenken darf. Wir haben uns natürlich selbst davon überzeugt und für euch den Rummel erkundet.

Erobere den Rummelplatz zurück!

Eigentlich hätte es so ein toller Tag werden können. Doch als Moorhuhn seine Freunde besuchen will, ist niemand zu Hause. Ein Plakat an einem Baum führt das braune Federvieh zu einem verlassenen Jahrmarkt, wo es auf einen bösen Zauberer trifft. Er ist es, der alle Freunde von Moorhuhn entführt und sie in Puppen verwandelt hat, die nun die Buden des Rummels schmücken. Moorhuhn muss nun die Herausforderung annehmen und in den verschiedenen Minispielen auf den Jahrmarkt erfolgreich sein, um nicht nur seine Freunde zu befreien, sondern auch selbst wieder vom Jahrmarkt fliehen zu können. Trotz einleitendem Video erschließt sich die komplette Komplexität der genialen Storyline erst durch das Lesen der Anleitung, denn auf eine Sprachausgabe oder gar erklärenden Text hat man einleitend verzichtet. Doch da ich bei Minispielsammlungen die Anleitung niemals vor dem ersten Spiel konsultiere, musste ich mir meinen eigenen Reim auf die gezeigten Szenen machen.

Kurz gesagt: Ich kam auch so klar. In fünf verschiedenen Abschnitten gilt es jeweils fünf Minispiele zu absolvieren und dabei insgesamt mindestens 5.000 Punkte zu erzielen. Habt ihr dies geschafft, bekommt ihr einen entführten Freund zurück und dürft zur nächsten Minispiel-Etappe antreten. Die Kapitel lassen sich später übrigens auch einzeln auswählen, genauso wie alle der insgesamt 25 Minispiele separat anwählbar sind. Doch stürzen wir uns einfach ins Geschehen und zeigen dem Zauberer, wer hier der Minispiel-König ist! Im ersten Spiel „Entenangeln“ klappt mangels funktionierender Steuerung gleich gar nichts. In sage und schreibe zwei Minuten ist es mir nicht möglich, auch nur eine einzige Ente mittels Wiimote-Angel aus dem Wasser zu fischen, da die Steuerung hier absolut hakelig ist und so rein gar nicht gehorchen will. Nach diesem ersten Frustmoment dürften die Ohren einiger Programmierer sicherlich geklingelt haben. Doch nicht das komplette Game ist ein Reinfall, denn das „Entenangeln“ stellt zu meiner Überraschung die absolute Ausnahme in Sachen missratener Steuerung dar. Die anderen 24 Minispiele funktionieren teils mehr, teils weniger gut, sind aber insgesamt alle spielbar. Einen Teil der Minispiele kennt man dabei bereits aus anderen Titeln und lockt somit natürlich niemandem mehr hinter dem Ofen vor. Basketballkörbe werfen, Zielscheiben treffen, Autoscooter fahren – alles ein alter Hut.

Dennoch gibt es zu meinem Erstaunen auch Minispiele, die ein gewisses kreatives Potenzial erkennen lassen und sogar kurzfristig witzig sein können. Beim Achtenbahnfahren beispielsweise müsst ihr mittels Wiimote und Nunchuk die Arme eures Moorhuhns nach oben werfen und somit noch mehr Spaß bei der rasanten Fahrt zu haben. Passt allerdings auf Balken und vorbei fliegende Vögel auf, denn hier sollten die Arme wieder nach unten genommen werden. Dann wieder müssen mittels Wiimote-Schüttelei Ballontiere gebastelt werden. Diese sind per Pointer dem Vogel zuzuordnen, der sich vorher das entsprechende Tierchen gewünscht hat. Witzig ist auch das Dartwerfen, welches nicht mit normalen Darts funktioniert. Nein, hier werft ihr mit Vögeln auf die Dartscheibe. Dafür müsst ihr allerdings erst einmal warten, bis die umher hopsenden Piepmätze abgelenkt auf die Dartscheibe schauen, bevor ihr sie schnappen und als Wurfpfeil missbrauchen könnt. Auf dem Karussell dagegen mampft ihr verbotenerweise Würstchen, Popcorn und trinkt Cola. Doch sobald der Zauberer hinter dem Karussell auftaucht und nach dem Rechten sieht, müsst ihr schnell die Schüttelei einstellen und dafür A und B drücken, damit ihr eure Mahlzeit hinter eurem Rücken versteckt. Und eine Rollschuhfahrt auf der Achterbahn, bei der ihr Hindernissen ausweichen müsst, habt ihr sicherlich auch noch nicht gemacht.

All das kann allerdings trotzdem nicht darüber hinweg täuschen, dass Moorhuhn Jahrmarkt-Party nur auf einen sehr kurzen Spielspaß ausgelegt ist. Nach einer Stunde hat man die 25 Minispiele im Storymodus absolviert. Der Wiederspielwert hält sich danach auf Grund des kompletten Fehlens von freischaltbaren Extras ebenfalls stark in Grenzen. Bis zu vier Spieler dürfen sich zwar zur Party vor der Wii versammeln, doch hat man aus dem Genre mittlerweile einfach eine zu große Auswahl an Titeln mit mehr Umfang, genauerer Steuerung, besserer Technik und letztlich somit auch mehr Spielspaß.

Kunterbunt…

Dass man technisch mit dem Titel keine Bäume ausreißt, sieht man Moorhuhn Jahrmarkt-Party von der ersten Sekunde an an. Die sehr groben Texturen sind zwar bunt und kindgerecht, mehr aber auch nicht. Die Animationen in den Videosequenzen wirken leicht abgehackt, zudem wiederholen sich die Videos in den meisten Szenen und wurden nur leicht geändert von Abschnitt zu Abschnitt. Da wollte man sich wohl etwas zusätzliche Arbeit sparen. Den Kleinsten wird das wohl kaum auffallen, auf Erwachsene wirkt das jedoch etwas lieblos. Die Soundeffekte dagegen sind nicht nur lieblos, sondern teils richtig nervig. In vielen der Minispiele wollen euch kleine Vögel behindern, die nervtötend piepsen. Da es kaum andere Soundeffekt gibt und die Musik unauffällig im Hintergrund dudelt, wird der Sound schnell zur Geduldsprobe. Hier hätte man sich deutlich mehr Mühe geben können. Auf eine Sprachausgabe wurde ebenfalls komplett verzichtet. Da die Bildschirmtexte in einer sehr eigenartigen und teils nur schwer lesbaren Schrift integriert wurden, schmerzt dies umso mehr.

Fazit

Trotz katastrophalem Einstieg dank versemmelter Steuerung in das erste Minispiel entpuppte sich Moorhuhn Jahrmarkt-Party letztlich nicht als die erwartete Atom-Katastrophe. Technisch kommt es zwar kaum über das Mittelmaß hinaus und den Sound kehren wir auch lieber unter den Tisch. Auch die Langzeitmotivation bleibt auf der Strecke. In der einen Stunde, die man zum Absolvieren aller 25 Minispiele benötigt, kann man jedoch durchaus eine gewisse Portion Spaß haben. Das Setting ist zwar nicht neu, kann aber dennoch mit ein paar innovativen Minispielen punkten. Aufgrund der bereits sehr großen Auswahl im Genre ändert das allerdings nichts daran, dass nur beinharte Moorhuhn-Fans das Game brauchen. Alle anderen können es getrost im Laden stehen lassen

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.

Packshot Moorhuhn: Jahrmarkt-Party

Moorhuhn: Jahrmarkt-Party

Release: 14.09.2010
Publisher:
Entwickler:
Anzahl Spieler: 4
USK: