Testbericht: Monster Trux Arenas

Schon mal von der Marke „Popcorn Arcade“ gehört? Namentlich ausgelegt könnte man auf Blockbuster der alten Schule tippen. Doch unter diesem Label erscheinen derzeit etliche mehr oder minder aufwendig programmierte Titel, die zum Budget-Preis vor allem den unerfahrenen Casual-Gamer locken. Auch Data Designs Rennspiel Monster Trux Arenas trägt (neben Billy the Wizard, Ninjabread Man, Anubis II, Rock’n’Roll Adventures) stolz das „Popcorn Arcade“ Logo auf seiner Packung. Während kritische Spieler nach einem Blick auf die Verpackungsscreenshots einen etwaigen Kaufgedanken sofort verwerfen dürften, sei allen anderen an dieser Stelle verraten, wie viele PS die Maschinchen tatsächlich unter der Haube haben.

Ein altes Lied …

Obwohl mit Need for Speed: Carbon, GT Pro Series und der ersten Truckraserei Monster 4×4 World Circuit die Wii-Fahrer von der ersten Stunde an reich bedient wurden, schaffte es bisher kaum ein Renner sich mit Bravour die Pole Position zu erfahren. Entweder scheiterte es an einer schlampigen Portierung, mäßigem Inhalt oder missglückter Steuerung. Ergo ist das Genre für gewinnträchtige Entwickler eigentlich ein El-Dorado. Nur EIN wirklich gut gemachter Titel und die Spieler würden mangels ernsthafter Konkurrenz vermutlich die Regale leer kaufen. Dass man dabei selbst mit einem, in Deutschland eher unpopulären Szenario wie den Monster Trucks, eine große Spielergemeinde glücklich machen kann, hat Excite Truck bereits bewiesen.
Ob Data Design dieser Intension gefolgt ist, als sie Monster Trux Arenas entwickelten, darf aber bezweifelt werden. Denn das Programmierstudio feuert derzeit mit seiner „Popcorn Arcade“ Reihe die volle Breitseite auf nahezu sämtliche Genres ab. Bleibt da eigentlich noch Zeit, sich auf die Werte eines einzelnen Spiels zu konzentrieren…?

Viel heiße Luft im Reifen

Die Antwort lautet in aller Kürze – Nein. Zwar kein vernichtend völliges Nein, aber doch ein ziemlich deutliches. Monster Trux Arenas krankt dabei vor allem an einem ganz massiven Problem: Dem Spiel merkt man nur zu deutlich an, dass es ein Titel von der Stange ist und im Zuge eines Entwickler-Rundumschlags entstand. Bereits in der ersten Minute wird sich der Spieler fragen, warum in dem ohne Intro eingeleiteten Hauptmenü jedwede Musik fehlt. Tja, ehrlich gesagt wissen wir es auch nicht. Manchmal gibt’s sogar Musik (wenn auch keine besonders Gute), das scheint aber willkürlich der Fall zu sein.
Ernüchterung Nummer zwei betrifft die eigentlichen, inhaltlichen Werte. Das Gebotene kann bestenfalls als 08/15 bezeichnet werden. In drei Schwierigkeitsstufen und drei Geschwindigkeitsklassen stehen jeweils die Modi Einzelrennen, Zeitrennen oder Herausforderung zur Verfügung. Hinter Letzterem verbirgt sich ein jeweils vier Runden langer Grand-Prix, für dessen erfolgreiches Bestreiten man nach und nach Fahrzeuge, Strecken und Geld erhält. Die Dollarsymbole liegen im Übrigen auch auf den Strecken zum freien Einsammeln herum. Und auch für absolvierte Einzelrennen gibt es Bares, so dass man sich schon nach kurzer Zeit weitere Inhalte freischalten kann. Doof nur, dass sich sämtliche Autos gleich fahren und auch nicht durch unterschiedliche Attribute gekennzeichnet werden. So liegt die Differenz bestenfalls in der Optik, allerdings sieht man die Kisten ohnehin nur von Hinten. Eine regelrechte Frechheit sind zudem die insgesamt 16 verfügbaren Strecken. Sie spielen allesamt in einer großen Sandarena, sehen überwiegend gleich aus (brauner Sand halt) und bieten keinerlei spielerische Besonderheiten. Das Höchste der Gefühle sind ein paar vereinzelte Sprungschanzen, doch fordert die etwas fragwürdig integrierte Havoc-Physikengine hierbei ihren Tribut. Ohne die Möglichkeit, darauf Einfluss nehmen zu können, kippen die Trucks bei jedem Sprung nach vorne – fliegt ihr zu lang, landet euer Vehikel auf dem Dach. Auch im normalen Fahralltag tauchen immer wieder Ungereimtheiten auf. Nur zu oft passiert es, dass Ihr nach einem Crash von der Piste fliegt, der Gegner aber unbeirrt weiterfährt. Apropos Crash: Grundsätzlich beginnt jedes Rennen mit einer Massenkarambolage, weil die startenden Trucks aufgrund der Enge erstmal genüsslich in einander knallen. Wenn dies wenigstens spektakulär aussehen würde, könnte es immerhin den Unterhaltungswert steigern, aber dem ist leider nicht so …

Wenn die Kisten aber erstmal in Bewegung sind, ist es an der Zeit aufzuatmen. Auch wenn das Geschwindigkeitsgefühl in der niedrigen Klasse zu wünschen übrig lässt, lassen sich die Trucks nach kurzer Eingewöhnung prima fahren. Anders als in vergleichbaren Titeln entsteht tatsächlich das Gefühl, präzise Manöver durchführen zu können. Die grundsätzlichen Steuerungsmöglichkeiten sind dabei einfach gehalten. 1 beschleunigt, 2 dient als Bremse, + und – justieren die Kamera und mit einem kurzen Schub der Wiimote wird ein Nitroboost eingesetzt. Dessen Leiste lässt sich in drei Abschnitten auffüllen durch auf der Strecke liegende Symbole und befördert Euch ein ordentliches Stück nach vorne. Die zweite Leiste am Bildschirmrand stellt übrigens den Schaden des Fahrzeugs dar. Auch diese lässt sich nach und nach wieder auffüllen – wer geschickt fährt, kann es vermeiden, dass ihm die Reifen um die Ohren fliegen.

Eingangs wurde bereits angesprochen, dass das Spiel rundherum einfach lieblos designt wirkt. Ein Beispiel hierfür sind die Herausforderungen. Hier werden ohne jegliche inhaltliche Motivation vier Rennen auf der Jagd nach der besten Gesamtplatzierung gefahren. Habt Ihr alle absolviert, belohnt Euch das Spiel mit dem winzigen Wörtchen „Sieger“. Es gibt keinerlei Sequenzen, nicht einmal ein Pokal oder etwas Ähnliches wird dargestellt. Da fragt sich der Spieler zu Recht, warum er die Monster Trux überhaupt spielen sollte. Jedes Fahrzeug und jede Strecken fühlt sich gleich an und eine Belohnung gibt’s am Ende auch nicht. Zudem ist die Raserei in puncto Qualitätskontrolle ein ganz dünnes Fähnchen im Wind. Da stürzt man während eines Rennens einfach mal durch eine Wand ins Bodenlose, ein andermal setzt wieder der Ton aus und es hagelt Schreibfehler am laufenden Band. Höhepunkt sind hierbei die Credits, in denen sogar das Wort Qualitätskontrolle falsch geschrieben ist. Nämlich Ualitätskontrolle! Eine Schande für alle unter diesem Punkt aufgeführten Namen.

Gentlemen, please start your engines

Technisch setzen die Entwickler von Data Design auf die Renderware-Engine, die auf Wii bereits in Sonic und die Geheimen Ringe und Mortal Kombat Armageddon ihren Einsatz fand. Soweit zu den nüchternen Fakten – in der Praxis wurden aber weder die Möglichkeiten des Grafikmotors, noch der Konsole an sich auch nur angekratzt. Sämtliche Strecken spielen in den wenig abwechslungsreichen Sandkastenarenen, besondere Streckendetails oder gar einzelne optische Highlights fehlen vollständig. Das Publikum am Horizont besteht aus einer einfachen, statischen Bitmapebene. Kein Vergleich zu den liebevoll gerenderten Zuschauern eines Mario Strikers etwa.
Zudem sehen die generellen Effekte – die Entwickler mögen mir verzeihen – dermaßen schlecht aus, dass es schwierig wird, auf Nintendos aktuellem Rechenkneckt ein vergleichbares Beispiel zu finden. Ruckelige Regentropfen und langweilige, weiße Blitze markieren die untere, die schwachen und unansehlichen Explosionen dabei die obere Grenze des Gebotenen.
Kaum erwähnenswert sind da noch die polygonarmen Fahrzeuge und Matschtexturen, die auch im progressiven HDTV-Modus nicht besser aussehen.

Ein Spruch besagt, die beste Soundkulisse ist die, die man nicht bewusst wahrnimmt. Auf Monster Trux Arenas trifft das in gewisser Weise auch zu, aber eher aus einem anderen Grund. Die Töne sind nicht etwa subtil-harmonisch, sondern meistens einfach gar nicht hörbar. Im Menü gibt’s mal Musik, mal nicht – je nach Mondstand – und die leisen, Rasenmäher-ähnlichen Motorengeräusche gehen neben der ebenso dumpfen und monotonen Blubbermusik in einem akustischen Matschbrei völlig unter. Das sorgt nicht zuletzt auch dafür, dass man die Fahrzeuge nicht als die Kolosse wahrnimmt, die sie eigentlich sein sollen, sondern eher als knatternde Spielzeugautos.

Wie bitte? Schon wieder ein Zweispielermodus?

Schwere Worte, schweres Herz. Dennoch sei in aller Kürze niedergeschrieben, was es zu diesem sogenannten Multiplayermodus zu sagen gibt. Multi = Mehr. Dieser Ausdruck impliziert per Definition jedwedes Plural größer als eins. Ebenso wenig sinnvoll, wie die akribische Auslegung der ebengenannten Fassung, ist es allerdings, den Mehrspielermodus eines Rennspiels im Jahre 2008 auf genau zwei Spieler an der lokalen Konsole zu beschränken. Wer sich das Vergnügen dennoch antut, darf mit Einzel- oder Zeitrennen im Splitscreen vorlieb nehmen – Innovation, ik hör dir trapsen.
Aufgrund der ordentlichen Steuerung sind die Monster Trux dennoch nicht die schlechteste Wahl für Wii-Rennfahrer, verlieren ihren anfänglichen Spaß aber schon nach wenigen Runden aufgrund der gebotenen Monotonie und schwupps – fliegt die DVD wieder aus der Konsole.

Fazit

Monster Trux Arenas ist ein wahrlich zweifelhafter Fall designerischer Schizophrenie. Obwohl Steuerung und Fahrverhalten über weite Teile überdurchschnittlich gut funktionieren, strotzt das Spiel an jeder anderen Ecke vor lauter Lieblosigkeit. Vom einfallslosen Streckendesign über die stets gleichen Fahrzeuge, die Grafik, den Sound, den Spielumfang bis hin zu den Bugs und Lokalisierungsfehlern macht einem nahezu jedes Detail deutlich, dass man es hier mit Ware niederer Güteklasse zu tun hat.
Obwohl man als Tester schon beim Betrachten der Verpackung dazu geneigt ist, das Spiel in die Sparte „Schnell dahingeschludert“ abzuschieben, ist es schade, dass sich diese Vorahnung doch meistens bewahrheitet. Mit mehr Konzentration auf den Inhalt, wäre hier aber deutlich mehr Spielspaß drin gewesen.

Eine Auszeichnung verdient der Titel aber trotzdem. Und zwar den Preis für das wohl kürzeste, spielbezogene Handbuch. Von den zwölf Seiten des Begleitheftchens, widmen sich genau drei dem Spiel. Der Rest sind die allgemeinen Systemhinweise, Mitarbeiter oder freie Seiten für Notizen. Glückwunsch.

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Packshot Monster Trux Arenas

Monster Trux Arenas

Release: 20.12.2007
Publisher:
Entwickler:
Anzahl Spieler: 2
USK: 6