Testbericht: Another Code: R – Die Suche nach der verborgenen Erinnerung

Mit „Another Code: R – Die Suche nach der verborgenen Erinnerung“ serviert uns Nintendo laut Aufkleber auf der Verpackung einen bewegenden interaktiven Roman. In wieweit das Spiel sich damit vom DS-Vorgänger unterscheidet und was den Wii-Spieler wirklich erwartet, haben wir für euch herausgefunden…

Pack die Badehose ein!

Unsere Protagonistin Ashley Mizuki Robins hat es nicht leicht. Weitab von den üblichen Problemen, die Teenager in ihrem Alter halt so haben, musste sie sich im DS-Vorgänger mit der schrecklichen Vergangenheit ihrer Mutter befassen und wurde vor so einige Rätsel gestellt. Doch zur Ruhe kommen kann die liebenswerte Ashley kaum, denn ihr Vater hat ihr ein weiteres Mal eine Einladung geschickt. Diesmal bittet er seine Tochter zum idyllischen Lake Juliet zu kommen, wo er sich mit ihr treffen möchte. Ashley hat eigentlich gar keine Lust auf das Treffen und als ihr beim Aussteigen aus dem Bus gleich ihre Tasche von einer mysteriösen Frau geklaut wird, scheint der Ausflug bereits gelaufen zu sein. Doch so leicht gibt Ashley dann doch nicht auf und das ist auch gut so, denn sonst wäre das von CiNG entwickelte Spiel bereits in diesem Moment schon wieder zu Ende. Nun aber steigt ihr erst so richtig in die Story um Ashleys Vergangenheit ein, die an dieser Stelle natürlich nicht verraten wird. Ihr kommt stattdessen nach und nach selber hinter so manch überraschendes und schockierendes Geheimnis, während ihr euch in den gut 12 bis 15 Stunden Spielzeit interaktiv durch die Szenarien klickt und dabei jede Menge Dialoge lest. Denn obwohl Another Code: R – Die Suche nach der verborgenen Erinnerung etliche Elemente des klassischen Point-and-Click Adventures aufweist, versteht es sich wie eingangs erwähnt eher als interaktiver Roman. In Japan selbst sind diese so genannten „Visual Novels“ keine Neuheit mehr, richteten sich bisher von der Thematik her allerdings meist an männliche Erwachsene. Another Code: R – Die Suche nach der verborgenen Erinnerung dagegen ist weitaus leichter zugänglich und soll eher den bisher unerfahrenen Spieler ansprechen. Dies wird nicht nur durch die sympathische Protagonistin, sondern auch durch die atmosphärische Spielwelt erreicht.

Seitens CiNG wird der Spieler dabei vor allem in den ersten Stunden viel an die Hand genommen und dabei in die Welt von Another Code: R – Die Suche nach der verborgenen Erinnerung eingewiesen. Ashley wird mittels der Pfeiltasten am Bildschirmrand durch die Szenarien gesteuert, oder es kann das Steuerkreuz auf der Wiimote zu Hilfe genommen werden. In den einzelnen Gebäuden selbst finden sich zahlreiche Gegenstände, die sich mit Hilfe der Pointerfunktion der Wiimote genauer untersuchen lassen. Die Detailverliebtheit kennt hier wahrlich kaum Grenzen. So wird der Spieler schnell in die Spielwelt eingesaugt und verliert sich in ihr. Dies wird auch durch die unzähligen Dialoge erreicht, denn die Story wird im Prinzip komplett durch die Monologe von Ashley selbst und ihre zahlreichen Gespräche mit den Personen erzählt, die ihr am Lake Juliet trefft. Die durchweg glaubwürdig agierenden und authentischen Charaktere haben dabei meist viel zu erzählen. Die wichtigen Informationen für Ashley sind in der Regel klar zu erkennen, doch auch die für die Story weniger relevanten Details können interessant sein, weil diese dem Spiel Tiefe verleihen und dafür sorgen, dass die Charaktere lebendig wirken. Schade dabei ist nur, dass die interaktiv scheinenden Auswahlmöglichkeiten bei gewissen Dialogen keinen gravierenden Einfluss auf das Fortschreiten der Story haben. Hier wäre mehr Einfluss auf das Geschehen wünschenswert gewesen.

Ein weiterer Kritikpunkt ist die Tatsache, dass man nicht wie in anderen Adventures Gegenstände gleich mit sich nehmen und sammeln kann. Erst wenn ein Item zum Lösen eines Rätsels vonnöten ist, lässt es sich auch in das Inventar packen. So kann es sein, dass man einen wichtigen Gegenstand schon viel früher im Spiel entdeckt, ihn zu diesem Zeitpunkt aber noch nicht mitnehmen kann. Wird er später benötigt, so muss zum Fundort zurückgekehrt werden um ihn erst dann einpacken zu können. Der Spieler sollte sich also gut merken, wo er welchen Gegenstand gesehen hat, möchte er sich langwierige und eigentlich unnötige Laufwege ersparen, bzw. diese möglichst kurz halten. Hinzu kommt, dass in den ersten Stunden die Rätsel eigentlich kaum der Rede wert sind. Mit der Nase wird der Spieler quasi auf die Lösung gestoßen und man könnte meinen, CiNG habe den Anspruch im Zuge der „Casual-Freundlichkeit“ bewusst niedrig gehalten. Dass die Rätsel dabei durch den Einsatz der Wiimote geschickt umgesetzt wurden und die Bewegungserkennung trotz einiger hakeliger Details meist gut funktioniert und intuitiv zum Einsatz kommt steht allerdings auf einem anderen Blatt. Im weiteren Verlauf des Spiels zieht der Schwierigkeitsgrad jedoch dann stark an. Gerade wenn zum Ende des Titels hin die Story langsam in Fahrt kommt wird der Spieler vor immer schwerer werdende Kopfnüsse gesetzt, die sich teils auch nicht mehr unbedingt logisch lösen lassen. Die Lösungswege für so manches Rätsel erschließen sich kaum noch aus dem Spiel selbst. Warum hier mit einem Mal der Schwierigkeitsgrad so angezogen ist mir ein Rätsel, denn viele Neueinsteiger werden an der einen oder anderen Stelle frustriert das Handtuch, bzw. die Wiimote werfen. Selbst das euch als Hilfe zur Verfügung stehende DAS-System, welches frappierend an einen DSi erinnert, bringt euch in solchen Momenten nicht mehr weiter.

Eine malerische Idylle…

Rein technisch gesehen kann man dem Titel nur wenige Vorwürfe machen. Grafisch erstrahlen vor allem die wunderschönen Hintergründe sowie die detailreichen Gebäude in einem guten Licht. Die Charaktere im Cel Shading-Look wurden passend animiert und fügen sich stimmungsvoll in die Welt von Another Code: R – Die Suche nach der verborgenen Erinnerung ein. Alles wirkt wie aus einem Guss, wobei besonders die Mimik und Gestik der Figuren noch einmal positiv hervorzuheben sind. Dass der 60Hz- sowie der 480i-Modus unterstützt werden, unterstreicht den positiven optischen Eindruck.

In Sachen Sound darf vor allem im Bezug auf die Musikuntermalung ebenfalls gelobt werden. Die stimmungsvollen Musikstücke unterstreichen die Atmosphäre des Titels, fügen sich passend in das Gesamtbild ein und wirken zu keinem Zeitpunkt aufgesetzt oder gar störend. Schade allerdings ist die Tatsache, dass man auf eine Sprachausgabe komplett verzichtet hat. Angesichts der Menge an Text ist es zwar halbwegs nachvollziehbar, dass man ohnehin nicht alles hätte vertonen können, schön wäre eine Sprachausgabe dennoch gewesen. Die Soundeffekte passen zum Geschehen und sind nicht sonderlich spektakulär ausgefallen, was dem Titel aber nicht negativ angekreidet werden muss, da hier einfach andere Werte zählen.

Fazit

Die finale Bewertung von Another Code: R – Die Suche nach der verborgenen Erinnerung ist nicht gerade leicht. Auf der einen Seite punktet der Titel durch seine wunderschöne, stimmungsvolle Optik und die schön erzählte Geschichte, die den Spieler in ihren Bann zieht. Auf der anderen Seite zehren kleine Macken am Gameplay sowie die später knackig schwer werdenden Rätsel an den Nerven des Spielers. Hier hätte etwas mehr Ausgewogenheit gut getan. Diese Punkte kosten dem Spiel letztlich die entscheidenden Punkte. Fans des DS-Teils sowie Freunde von ruhiger Rätselkost, bzw. Point-and-Click Adventures sollten dennoch einen Ausflug an den Lake Juliet wagen.

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Packshot Another Code: R – Die Suche nach der verborgenen Erinnerung

Another Code: R – Die Suche nach der verborgenen Erinnerung

Release: 26.06.2009
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Entwickler:
Anzahl Spieler: 1
USK: 6