Testbericht: TRON: Evolution Battle Grids

Dass große Kinofilme mittlerweile fast allesamt auch eine Videospielumsetzung bekommen, ist mittlerweile so sicher wie das Amen in der Kirche. Besonders sicher sind solche Umsetzungen, wenn es sich dabei um einen Streifen aus dem Hause Disney handelt. Im Falle von TRON haben wir es allerdings nicht mit einem beliebten Animationsstreifen zu tun, sondern mit einer Fortführung des Sci-Fi-Klassikers aus den 80ern. Was erwartet uns also in der Umsetzung für Nintendo Wii? Wir haben uns auf die Lichtrenner geschwungen und es für euch herausgefunden.

Werde zur Legende der Spieleraster!

Die Umsetzung zum aktuellen TRON-Film erscheint für mehrere Konsolen. Spieler auf der Xbox360, dem PC sowie der PS3 werden dabei mit einem futuristischen Action-Adventure bedient, wie man es von einer Versoftung des Streifens auch erwarten würde. Und Wii-Besitzer? Na, wer kann es erraten? Richtig, auf der Wii versteckt sich hinter TRON Evolution Battle Grids kein grafisch abgespeckter Port mit fehlenden Spielmodi, was noch zu verkraften wäre. Stattdessen bekommen Nintendo-Fans eine Minispiel-Sammlung geboten. Ui, da war aber jemand wirklich kreativ und wollte etwas erschaffen, was es so auf der Wii noch nie zuvor gegeben hat. Dummerweise hat das aber nicht geklappt. Stattdessen dürfen wir uns nun entscheiden, ob wir die insgesamt sieben verschiedenen Minispiele, die nur dank einiger Regelvariationen nach mehr aussehen sollen als sie wirklich sind, einzeln anwählen, im Turnier spielen oder ob wir den Storymodus starten möchten. Wer bei Letzterem erwartet die Geschichte des Films würde eine abstruse Rahmenhandlung für das Absolvieren der Minispiele dienen, hat sich ein weiteres Mal geirrt. Stattdessen irrt ihr nach der Erstellung eurer Charakters auf einem von insgesamt acht freien Profilen recht ziellos durch leblose und sterile Areale, in denen ihr kurze Dialoge mit anderen „Programmen“ führen und neben Haupt- auch Nebenmissionen annehmen könnt, die eure Taschen mit Bits füllen. „Bits“ ist hierbei kein Slangausdruck für die weibliche Oberweite, sondern die Währung, mit deren Hilfe ihr euch neue Kostüme, andere Fahrzeuge, Disks und dergleichen mehr kaufen könnt. Die an euch gestellten Aufgaben beinhalten – na, wer kann es sich denken? Das Absolvieren der verschiedenen Minispiele. Die Hauptmissionen erzählen dabei mit Cutscenes die Geschichte weiter, die euch am Ende zum erfolgreichsten Programm im Spielraster werden lässt. Hurra.

Das alles wäre noch zu ertragen, wenn denn die Minispiele wenigstens zahl- und abwechslungsreich geworden wären. Dann hätte man TRON Evolution Battle Grids immerhin als futuristische Minispielsammlung verwenden können, mit dem man im Freundeskreis für eine gewisse Weile Spaß haben kann. Das ist jedoch nur bedingt der Fall. Das Wettrennen mit den Lichtrennern im Stile von F-Zero lässt dabei zwar den Tiefgang vermissen, ist aber ansonsten recht nett umgesetzt. An die Steuerung mit quer gehaltener Wiimote, die man zum Lenken wie bei Mario Kart Wii entsprechend seitlich neigt, hat man sich recht schnell gewöhnt. Sprungschanzen und Beschleuniger sorgen zudem für ein wenig Action auf der Piste. Die Duelle der Lichtrenner dagegen im Stadion sind da schon wesentlich konfuser. Ihr versucht euren Kontrahenten zu eliminieren, indem ihr ihn in den Schweif eures Lichtrenners fahren lässt, den euer Gefährt hinterlässt. Schnelle 90°-Kurven mittels Druck auf das Steuerkreuz sowie Sprünge indem man die Wiimote kurz schüttelt versprechen auf dem Papier schnelle Action. In der Praxis dagegen rast ihr orientierungslos durch die Arenen und hofft nicht in eurer eigenen Lichtspur zu landen. Mangels fähiger KI werden die Erfolge hier nach dem Zufallsprinzip gesteuert. Die sehr dicht hinter eurem Fahrzeug positionierte Kamera, die ihr zudem nicht verstellen könnt, komplettieren das Chaos. Etwas übersichtlicher, dafür aber gähnend langweilig, gestaltet sich das Duell mit den Discs. Hier beharken sich die Spieler ebenfalls in verschiedenen Arenen und versuchen ihre Kontrahenten auszuschalten, indem sie Light-Discs nach ihnen werfen oder sie mit Spezialattacken malträtieren. Die träge Steuerung und die kaum mögliche Deckung lassen dieses Minispiel in der Regel in einen Brawl ausarten, bei dem eine Taktik genauso angebracht ist wie ein Luftbefeuchter im Dschungelcamp. Nach jedem Spiel erhaltet ihr eine Bewertung und verbessert eure Fähigkeiten – zumindest auf dem Papier. Denn in der Praxis merkt ihr nichts davon, dass sich euer Charakter irgendwann besser steuert oder stärker wird.

Evolution?

Im Kino verspricht TRON ein dreidimensionales Spektakel mit tollen Effekten. Auf der Wii kommt man jedoch nicht über das Mittelmaß hinaus. Die Charaktere selbst sind dabei durch den Comiclook-Fleischwolf gedreht worden, was ihnen ein teils sehr groteskes und unpassendes Äußeres verleiht. Der Grund für diese Entscheidung ist dabei nicht wirklich nachvollziehbar. Dabei hätte man die Optik des Kinofilms sicherlich durchaus ansprechend umsetzen können. Offenbar waren aber entweder die Zeit dafür zu knapp oder das Budget zu gering bemessen – im Zweifelsfalle wohl beides. Somit müssen wir uns mit einer eher spartanischen Optik zufrieden geben, die zwar ihren Zweck erfüllt, jedoch weit hinter ihren Möglichkeiten zurück bleibt. Vor allem die schwachen Texturen der Areale selbst fallen hierbei negativ auf. Dass man an einigen Stellen dafür schöne Spiegeleffekte zu Gesicht bekommt, relativiert dies immer im Ansatz ein wenig.

Der Sound ist ebenfalls ein eher zweischneidiges Schwert. Der Soundtrack selbst von Daft Punk wurde aus dem Leinwandvorbild entliehen gefällt je nach eigenem Musikgeschmack dem einen mehr, dem anderen weniger. Atmosphärisch gesehen passt er jedoch gut zur eher kalten, technoiden Stimmung des Titels. Die Soundeffekt fallen eher mittelprächtig aus. Die deutsche Sprachausgabe ist zwar an sich lobenswert, nur wirken die Sprecher teils etwas lustlos. Hier hätte man mit etwas mehr Engagement sicherlich bessere Ergebnisse erzielen können.

Fazit

TRON Evolution Battle Grids ist keine klassische Filmumsetzung in dem Sinne, weil man sich dafür viel zu wenig am Kinostreifen orientiert. Statt eines Action-Adventures wie auf den HD-Konsolen und dem PC erwartet uns eine Minispielsammlung, bei der im Storymodus die einzelnan Games mit Cutscenes verknüpft aneinandergereiht werden. Die gerade einmal sieben Minispiele mit leichten Variationen, die öde Optik und der geringe Motivationsfaktor sorgen zusammen mit teils chaotischen Minispielen dafür, dass man den Titel auch gemeinsam mit Freunden vor der Konsole nicht wirklich lang durchhält. Das ist schade und ich habe den Eindruck, dass wir mit einem schlecht umgesetzten Action-Adventure sogar mehr Spaß gemacht hatten als mit dem, was TRON Evolution Battle Grids im Endeffekt geworden ist.

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Packshot TRON: Evolution Battle Grids

TRON: Evolution Battle Grids

Release: 20.01.2011
Publisher:
Entwickler:
Anzahl Spieler: 4
USK: 6