Testbericht: Totally Spies! Totally Party

Egal ob TV-Show, Serie oder Blockbuster, so ziemlich jedes Fernsehformat fand sich schon als mehr oder weniger gelungene Software-Portierung auf den verschiedenen Plattformen wieder. Mit Totally Spies! Totally Party bekommt jetzt eine sehr erfolgreiche Cartoonserie einen Ableger auf der Wii-Konsole. Ob es Spaß macht mit den drei Spioninnen Sam, Alex und Clover die Welt vor dem Bösen zu retten, haben wir für euch getestet.

Mario Party für kleine Mädchen?

Dass ein erwachsener Mann wohl nicht die Zielgruppe von Totally Spies! Totally Party ist, wird schon beim Anblick des quietschbunten Covers sowie der Aufschrift „Spiele für mich, von Ubisoft“ klar. Trotzdem reizte mich als großer Fan von Mario Party, das Spielprinzip. Denn auch bei diesem Titel wird eure Spielfigur durch Würfeln über ein digitales Spielbrett bewegt und muss sich in diversen Minispielen behaupten. Zur Wahl stehen Story- und Minispielmodus, außerdem gibt es in einem zusätzlichen Modus die Möglichkeit sich in verschiedenen Outfits auf dem Laufsteg zu präsentieren. Im Storymodus warten zehn Fieslinge darauf von euch besiegt zu werden und dies läuft stets nach demselben Prinzip ab. Ihr müsst eurem Gegner Fallen stellen die ihm, insofern er zufällig auf einem so präparierten Feld landet, Energie abziehen. Wer zuerst keine Energie mehr hat verliert. „Zufall“ ist dabei ein gutes Stichwort, denn mit Taktik hat dieser Titel herzlich wenig zu tun. Zwar gibt es verschiedene Items die ihr unterwegs einsammeln könnt um zum Beispiel gegnerische Fallen zu zerstören oder eure Energie aufzufrischen, allerdings macht Ubisoft einen entscheidenden Fehler, denn die Reihenfolge ist hier: Erst würfeln, dann entscheiden ob man ein Item einsetzen will. Der Effekt liegt auf der Hand: Man würfelt eine Fünf, womit man auf einer gegnerischen Falle landen würde. Da benutzt man doch lieber mal das „Zerstöre alle Fallen“-Gadget. Irgendwie sinnlos …

Ihr könnt selber Fallen stellen, indem ihr eines der 35 Minispiele meistert, welches sich hinter den Sternenfeldern versteckt. Wir haben es in unserem Test nicht ein einziges Mal geschafft ein Spiel nicht erfolgreich zu bestehen und so gut wie immer die höchst mögliche Punktzahl erzielt, was Einfluss auf die Schadenswirkung der Falle hat. Unterforderung wäre noch untertrieben. Der Schwierigkeitsgrad ist selbst in Anbetracht der jungen Zielgruppe ein schlechter Scherz.

Der Rest des Spiels ist schnell erklärt. Es wird munter drauf los gewürfelt und wenn der Zufall es will, tappt der Gegner in eine Falle. Das passiert so lange bis der Energiebalken des Gegenübers vollständig aufgebraucht ist.
Klingt langweilig? Ist es auch … und zwar so richtig! Die Auswahl der Minispiele ist zwar ordentlich, bietet aber ausschließlich schlechte Kopien aus Spielen wie Mario Party , Rayman Raving Rabbids oder Mario & Sonic. So ist zum Beispiel das Minispiel „Gefahrentransport“, indem giftige Flüssigkeiten sicher balanciert werden muss ein Abklatsch des Burgerspiels aus Rayman Raving Rabbids 2. Auch das Klotüren-Spiel aus eben diesem findet sich in ähnlicher Art in Totally Spies! wieder. Der ganze Spielablauf ist wahnsinnig eintönig, denn es gibt weder Duell Minispiele, noch versteckte Abkürzungen oder plötzliche Wendungen im Spiel. Und auch die Spielbretter der verschiedenen Level sind nahezu identisch.

Im Laufe des Spiels bekommt man für die bestandenen Aufgaben zusätzlich noch Sterne, mit denen man seine Spione in neue Outfits stecken kann was Auswirkungen auf den dritten Spielmodus hat, den „Catwalk“. Dort schickt man sein Alter-Ego, wie der Name schon sagt, auf den Laufsteg und muss dort nicht nur gut aussehen, womit wir bei den Outfits wären, sondern auch noch eine gute Performance abliefern. Hinter diesem Modus versteckt sich leider nicht mehr als ein weiteres Minispiel, welches dem Käufer als vollwertiger Modus aufgetischt wird. Die Aufgabenstellung ist denkbar einfach und beschränkt sich auf das richtig getimte Schwingen der Wiimote in die vorgegebene Richtung. Diesen Modus hätte man lieber direkt in die Story eingebaut als ihn separat anzubieten, denn so wirkt er aufgesetzt und ist vollkommen überflüssig. Ein nettes Feature hingegen sind die Webcodes, welche man nach Beendigung jedes Levels bekommt. Loggt man sich auf der Homepage der „Totally Spies Academy“ ein, kann man sich mit den Webcodes neue Outfits für seine Avatare in der Online Community kaufen.

Multiplayer

Der Singleplayer-Modus ist zugegebenermaßen schwach, aber lebt ein Partyspiel nicht vom Mehrspielermodus? Also schnell die zweite Wiimote geschnappt und ab in den Minispiel-Modus. Schnell stellt sich aber Ernüchterung ein.
Dass jeder Spieler eine eigene Wiimote benötigt mag ja Sinn machen wenn man auch gegeneinander antritt, nicht aber wenn die Spieler sowieso nacheinander die Minispiele bestreiten. Der Multiplayer-Modus bietet also nichts anderes, als die Möglichkeit die Minispiele direkt einzeln anzuwählen. Auch freispielen kann bzw. muss man nichts, da alle Spiele ohnehin von Beginn an zur Verfügung stehen. Der Storymodus kann ebenfalls zu zweit gespielt werden, wobei sich die menschlichen Spieler dann einen Energiebalken und die Gadgets teilen um gemeinsam dem Computer zu Leibe zu rücken. Einziger Unterschied zum Solospiel ist die Tatsache, dass jetzt die Minispiele gemeinsam gemeistert werden müssen, was den Spielspaß aber leider nur sehr bedingt steigert.

Steuerung

Die Steuerung ist simpel und zweckmäßig. Gewürfelt wird durch drücken des A-Knopfes, die Auswahl der Gadgets erfolgt sinnvoller Weise mit dem Pointer. Bei den Minispielen kommt die Bewegungssensorik der Wiimote – und leider ausschließlich der Wiimote – zum Einsatz, was in der Regel auch gut funktioniert. Neue Steuerungsideen sucht man jedoch vergebens. Stattdessen wird geschüttelt, balanciert und mit dem Pointer gezielt wie in so vielen anderen Spielen zuvor. Die Tatsache, dass man bei den Minispielen eine Wiimote pro Spieler benötigt obwohl man nicht gleichzeitig spielt, ist unverständlich und ärgerlich.

Grafik und Sound

Passend zur TV-Vorlage kommt das Spiel im Cell-Shading Look daher, der über so manche grafische Schwäche hinweg zu täuschen vermag. Die platten 2D-Charaktere passen zwar zum Look der Serie, aber ein paar mehr Konturen hätte man diesen schon spendieren können, damit beispielsweise die Hände nicht einfach wie ein undefinierter Klops aussehen. Die Introsequenzen zu jedem Spielbrett, die euch kurz in die Geschichte einführen und über euren Gegner informieren, sind hingegen gut gelungen. Trotzdem muss man sagen, dass der Titel grafisch schlichtweg einfach nicht mehr zeitgemäß ist und wir uns auch von einem Partyspiel ohne großen technischen Anspruch heutzutage mehr erwarten.

Der Sound des Spiels ist erfreulicher Weise relativ unaufdringlich und auch wenn er sich des Öfteren wiederholt, wirkt er nur selten wirklich nervig. Von den Soundeffekten her hat man sich auf das nötigste beschränkt, was dem Titel allerdings nicht wirklich schadet.

Fazit

Totally Spies! Totally Reinfall? Naja nicht ganz, denn jüngere Fans der Serie werden mit dem Titel sicherlich eine Zeit lang ihre Freude haben. Allen erwachsenen Spielern muss man jedoch dringend von diesem Spiel abraten. Jedes Spielbrett ist dem vorherigen so ähnlich, dass so gut wie keine Abwechslung geboten wird. Auch die Minispiele sind allesamt in ihrer Form so oder so ähnlich aus anderen Spielen bereits bekannt. Da es außer den Leveln im Storymodus nichts frei zu spielen gibt, hält sich auch der Wiederspielwert stark in Grenzen. Die mäßige grafische Präsentation und die langweilige musikalische Untermalung runden das schwache Gesamtbild ab. Einzig die Zwischensequenzen sind gut gelungen, was dem Titel allerdings nicht zu einer besseren Bewertung verhelfen kann. Wer ein gutes Konsolen-Party-Brettspiel sucht, sollte wohl lieber bei den bekannten Vertretern des Genres bleiben um keine Enttäuschung zu erleben.

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Packshot Totally Spies! Totally Party

Totally Spies! Totally Party

Release: 14.02.2008
Publisher:
Entwickler:
Anzahl Spieler: 2
USK: 6