Testbericht: Mario & Sonic bei den Olympischen Spielen

Darauf haben die Konsoleros der letzten Jahrzehnte wohl gewartet – Rot gegen Blau. Klempner gegen Igel. Nintendo gegen Sega. Mario gegen Sonic. Mit dem frisch auf den Markt geworfenen „Mario und Sonic bei den Olympischen Spielen“ der beiden japanischen Kultkonzerne, hat das Warten nun ein Ende – lasst die Spiele beginnen!

Auf die Plätze, fertig, los!

Als offiziell lizenziertes Spiel zur Olympiade 2008 in Peking verpackt Sega mehr als 20 Disziplinen sowie 16 bekannte Charaktere der Mario- und Sonic-Universen in ein Wii-Spiel. Diese Konstellation ist zum einen sehr viel versprechend, zum anderen könnte man allerdings befürchten, mal wieder mit einem weiteren Titel der mittlerweile unüberschaubaren Rubrik der Mini- bzw. Partyspiele abgespeist zu werden. Eines vorneweg – es ist ein Mix aus beidem geworden. Aber fangen wir vorne an …

Zu Beginn steht dem Spieler nur eine abgespeckte Auswahl olympischer Disziplinen zur Verfügung. Im weiteren Verlauf des Spiels jedoch lassen sich insgesamt 24 Disziplinen erspielen. Hierbei ist es notwendig, den Zirkelmodus möglichst erfolgreich zu absolvieren. Aufgeteilt ist dieser in drei verschiedene Schwierigkeitsstufen mit untergeordneten Zirkeln, die jeweils eine Auswahl an Disziplinen beinhalten. Der Spieler sucht sich zunächst eine Spielfigur aus, wobei gleich von vornherein sämtliche 16 Charaktere vorhanden sind. Jeder dieser Figuren kann unterschiedliche Fähigkeiten aufweisen. Beispielsweise bringt ein Bowser natürlich sehr viel Kraft mit sich, Sonic hingegen kann eher durch Schnelligkeit punkten. Im Spielverlauf des Zirkelmodus hingegen sind diese Unterschiede bzw. Eigenschaften nur bedingt spürbar. Als zusätzliches Gimmick wurde zudem auch die Mii-Unterstützung integriert, sodass man sich nicht zwangsläufig für einen der vorgegebenen Charaktere entscheiden muss. Hat man sich für eine Spielfigur entschieden, so stehen also in der unteren Schwierigkeitsstufe drei Disziplinen an. Pro Platzierung gibt es unterschiedliche Punkte und am Ende sollte man möglichst auf dem höchsten Treppchen des Siegerpodiums stehen, um einen Pokal abzustauben. Als Belohnung sind dann weitere Zirkel sowie Disziplinen erhältlich. Eine strategische Komponente steht dabei mit dem „Glückszirkel“ parat. Vor jeder Disziplin kann dieser gesetzt werden, sodass bei einer Platzierung unter den ersten Drei die Punktzahl verdoppelt wird. Schafft man dies allerdings nicht, als belegt man Platz vier oder schlechter, so werden keinerlei Punkte dem Konto gutgeschrieben. Man sollte sich vorher also genau überlegen, in welcher Disziplin man wohl sehr gut abschneiden wird. Dieser Multiplikator kann nämlich entscheidend werden für das Endresultat.

Selbstverständlich sind alle Sportarten auch einzeln anwählbar und somit also auch trainierbar. Die Disziplinen unterscheiden sich allerdings teilweise nur geringfügig. Beispielsweise sind alle Disziplinen auf der Laufbahn nach dem gleichen Schema gestrickt und unterscheiden sich durch Details wie Streckenlänge, Hürden oder Staffeln. Vom Prinzip her funktionieren diese aber alle ähnlich.

Als weiteren Teil integrierte man den Missions-Modus. Hier gilt es, mit jeder Spielfigur bestimmte Zielvorgaben zu erfüllen um dafür im Gegenzug mit Sternen und anderen Preisen belohnt zu werden. In diesem Modus kommen die Eigenschaften der einzelnen Figuren auch deutlicher zum Vorschein. Beispielsweise muss hier mit Mario im 100m-Lauf gegen Sonic gewonnen werden. Ein nahezu unmögliches Unterfangen. Aber noch viele, viele weitere Herausforderungen warten hier darauf, gemeistert zu werden.

Die Disziplinen

In Mario & Sonic stehen, wie schon geschrieben, insgesamt 24 Disziplinen zur Verfügung. Anbei eine Auflistung der klassischen Olympia-Disziplinen: 100m-, 400m-, 4x100m Staffel-, 110m Hürden-, 400m Hürden-Lauf, Weitsprung, Dreisprung, Hochsprung, Stabhochsprung, Hammerwerfen, Speerwerfen, 100m Freistil-, 4x100m Freistil-Schwimmen, Trampolin, Sprung, Skeetschießen, Bogenschießen, Florett Einzel, Tischtennis (Einzel), Einer (Rudern).

Zu diesen „normalen“ Sportarten gesellen sich allerdings noch vier weitere, nämlich die so genannten Traumdisziplinen. Diese bedienen sich zwar grundsätzlich ebenfalls an bekannten Disziplinen, jedoch angereichert mit Mario- bzw. Sonic-typischen Elementen, sodass diese eher an Funsport-Spiele der beiden Maskottchen erinnern.

Wer nach diversen Medaillen die Nase voll hat, der bekommt die Möglichkeit im Museum in Form von Minispielen sein Olympia-Wissen zu verbessern. Hier müssen diverse kleine Spielchen absolviert werden um dann bei erfolgreichem Abschluss mit interessantem Wissen rund um die Spiele versorgt zu werden. Diese Spiele haben dabei so gut wie gar nichts mit Olympia zu tun. Zum Beispiel muss eine vorgegeben Anzahl diverser Viecher mit einem Hammer geplättet werden in einem bestimmten Zeitlimit, u.ä.

Die Steuerung

Die Sportart-Verwandtschaften innerhalb der einzelnen Disziplinen machen sich auch auf die Steuerung bemerkbar, denn bei allen Laufspielen gilt es, mit dem Controllerpärchen aus Wii-Remote und Nunchuk möglichst schnell zu Trommeln. Gelungen ist hierbei, dass beim Start mit dem richtigen Timing ein Power-Start hingelegt werden kann. Auf das Kommando „Fertig“ muss der B-Knopf gedrückt gehalten werden um dann beim Schuss mit der Remote nach unten zu schlagen und den Button loszulassen. Wurde dies erfolgreich ausgeführt, so schnellt eure Figur kurzzeitig davon. Danach folgt dann das erwähnte Trommeln. Beim Hürdenlauf wird zusätzlich der B-Knopf verwendet, um eben diese zu überspringen. Beim Staffellauf muss die Remote gesenkt werden um dann bei der Übergabe wird erhoben zu werden – natürlich ebenfalls im richtig Augenblick um möglichst keine Zeit zu verlieren.
Auch bei allen anderen Sportarten, bei denen gelaufen werden muss, ist eben das Trommeln angesagt.
Andere Disziplinen, die nichts mit Laufen zu tun haben, erfordern natürlich eine komplett andere Handhabung. Beim Tischtennis z.B. wird à la Wii Sports Tennis gespielt, wobei hier auf Vor- oder Rückhand und weitere Details nicht geachtet wird. Beim Trampolin-Springen gilt es in der Luft vorgegebene Tastenkombinationen zu drücken, um spektakuläre Schrauben und Saltos auszuführen die bei den Punktrichtern einen guten Eindruck machen. Beim Fechten wird mit dem Analogstick die Figur vor und zurück gesteuert, mit gezielten Stickbewegungen können Attacken ausgeführt werden. Drückt man beim Schwingen der Remote den A-Knopf, so können gegnerische Angriffe abgewehrt werden.

Dies ist natürlich nur ein Auszug der einzelnen Steuerungs-Schemata, aber es wird hoffentlich deutlich, dass unterschiedliche Disziplinen auch unterschiedliche Controller-Setups zur Folge haben. Teilweise wird mit oder eben ohne Nunchuk gespielt. Um nun zu erfahren, wie genau eine Disziplin zu steuern ist, gibt es auch die Möglichkeit, vor jedem Wettkampf eine Anleitung anzuschauen. Aufgefallen ist aber dabei, dass oftmals die vorgegeben Animationen der einzelnen Erklärungen nicht wirklich passend zur tatsächlichen Steuerung sind. Auch die schriftliche Erklärung kann oft nicht präzise genug verdeutlichen, wie die Spielfigur zu steuern ist. Hier heißt es dann „learning by doing“.

Insgesamt ist die Steuerung in jeden Fall gelungen, auch wenn es oftmals der Übung bedarf – was aber selbstverständlich absolut passend zu diesem Spiel ist.

Grafik und Sound

Die Optik des Spiels kann durchaus als gelungen bezeichnet werden für diese Art von Spiel. Selbstverständlich handelt es sich hier nicht um eine Grafikreferenz und auch der gute alte Gamecube hätte wohl keine sonderliche Mühe, dies darzustellen. Das „Look and Feel“ des Titels ist aber passend und verleiht dem Spiel insgesamt eher ein Mario-typisches Gefühl, was sich u.a. auch durch den Sound bemerkbar macht. Einige Melodien sind angelehnt an ältere Titel der Mario-Reihe und sorgen somit für eine gewohnte Atmosphäre. Aber auch der Sprecher, der im Menü sein „Unwesen“ treibt und während der Disziplinen seine knappen Kommentare abgibt, macht eine gute Figur und passt sehr gut ins Gesamtkonzept. Einzig allein das Publikum hätte ein wenig mehr Energie vertragen können. Zwar klatschen die Fans kräftig mit, wenn man vor einigen Disziplinen mit Remote und Nunchuk virtuell das Publikum animiert, insgesamt hätte man sicher aber eine deutlich lautere Kulisse gewünscht.

Fazit

Mit Mario und Sonic bei den Olympischen Spielen erhalten die beiden Kultfiguren für ihren ersten gemeinsamen Auftritt einen würdigen Titel, der aber insgesamt sicherlich noch einiges an Luft nach oben bereit hält. Die Präsentation des Ganzen ist absolut gelungen, die Steuerung meist schnell zu erlernen aber in Punkto Langzeitmotivation nur bedingt brauchbar, was den Singleplayer-Modus angeht. Im Mehrspieler-Modus hingegen ist der Reiz des Titels um ein Vielfaches höher und erinnert an so manch glorreiche Summer Games- oder Track & Field-Session zu vergangenen 8-Bit-Zeiten.
Ein Plus ist auch die Online-Unterstützung, die mit einer Rekord-Tabelle aufwartet, allerdings leider keine Online-Duelle bietet, was dem Ganzen vielleicht noch ein paar Wertungspünktchen mehr eingebracht hätte.
Insgesamt lässt sich festhalten, dass Mario und Sonic mit ihrem Olympia-Spiel eine Minispiel-Sammlung der gehobenen Klasse präsentieren, die jedoch insgesamt keinen Abendfüller darstellen kann, zumindest nicht, wenn man auf sich alleine gestellt ist.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Wir konnten leider keine Beiträge finden. Bitte versuche es nochmal.