Testbericht: Das Duell – Männer vs Frauen

Wenn man früher an Videospiele dachte, brachte man das unweigerlich mit dem „starken Geschlecht“ in Verbindung. Trotz gewaltfreien Spielen wie Mario und Co. hielten sich spielende Frauen lange Jahre in Grenzen. Ein Klischee, das heute so nicht mehr stimmt, denn seit dem Feldzug der Wii, mit der intuitiven Bewegungssteuerung, zieht es auch immer mehr weibliche Spieler vor die Konsole. Aber es gibt einfach Vorurteile, die sich nie ändern werden. Immer wieder heißt es, Männer können besser einparken als Frauen, seien dafür aber nicht „Multitaskingfähig“. Was für ein Glück, dass beide Geschlechter mittlerweile gerne zum Controller greifen, denn so könnten diese Fragen, dank „Das Duell – Männer vs. Frauen“ bald geklärt werden.

Ein Profi aus der Spielewelt

Entwickler Neopica hat sich bei der Entstehung dieser Software professionelle Hilfe ins Haus geholt, nämlich den Spieleautor Reiner Knizia. Wenn ihr jetzt denkt Reiner Knizia erfindet Computerspiele, seid ihr auf dem Holzweg. Denn er kreiert tatsächlich gute alte Brettspiele und das sogar sehr erfolgreich. Über 400 Stück hat er bereits veröffentlicht, von denen viele mehrfach ausgezeichnet wurden. So war er zum Beispiel für die Umsetzung des „Herr der Ringe“-Gesellschaftsspiels verantwortlich. Ob man es diesem Wii-Spiel anmerkt, dass ein Spieleprofi mit am Werk war, wird sich spätestens am Ende dieses Review herausstellen…

Stylisches It-Girl oder gefährlicher Gangsta-Rapper

Bevor der Kampf der Geschlechter eingeläutet werden kann, solltet ihr euch erst einmal den mehr oder weniger zu euch passenden Charakter aussuchen. Dabei ist so ziemlich alles typische Vertreten: vom Mauerblümchen über Modepüppchen bis hin zum coolen Rapper. Damit euch die Entscheidung leichter fällt, gibt jede Spielfigur ein paar persönlichkeitsbezogene Kommentare ab. So erklärt euch der Computerfreak „Toby“ beispielsweise, sein Wii-Freundescode sei die Quadratwurzel aus 7,43 Trillionen. Oder ihr entscheidet euch lieber für das kaugummischmatzende Gothic-Girl. Insgesamt habt ihr die Wahl zwischen fünf männlichen sowie fünf weiblichen Personen, die während des Spiels alle die selben Fähigkeiten besitzen, es kommt also nur auf euer Können an.

Der Geschlechterkampf lässt sich durch überschaubare 25 Disziplinen austragen. Die Meisten können mit der Wii-Fernbedienung gespielt werden, einen Nunchuk benötigt ihr nicht. Einige Minispiele lassen sich jedoch nur mit Balance Board oder einer zweiten Wiimote steuern.
Zur Verfügung stehen euch einerseits typische Aufgaben, die jeder von uns schon mal gemacht hat, andererseits auch weniger alltägliches (oder wie oft habt ihr schon im stehen gepinkelt, liebe Leserinnen?!). Vor Beginn eines jeden Spiels wird natürlich erklärt, wie die Regeln und die Steuerung funktionieren.

Fingerlackierende Männer und orientierungslose Frauen

Eine solide Aufgabe die jeder können sollte: Anhand einer Karte den Weg zum vorgegeben Ziel finden. Ihr steuert ein Auto durch Kippen der Wiimote nach links und rechts und gebt mit dem 2-Knopf Gas. Auf der labyrinthartigen Karte könnt ihr euren aktuellen Standpunkt sowie eurer Ziel sehen, welches ihr vor Ablauf der Zeit erreichen müsst. Hört sich mit ein wenig Orientierungssinn gar nicht so schwierig an, wären da nicht eine Menge Straßensperren und Einbahnstraßen…

Auch „Einparken“ darf natürlich nicht fehlen. Immer wieder müssen wir Frauen uns anhören, Männer könnten das viel besser. Aber ist es wirklich so? Das folgende Spiel soll endlich Klarheit schaffen.
Der Wii-Controller wird genauso benutzt wie bei der gerade erklärten Orientierungsfahrt, bloß müsst ihr jetzt versuchen, euer Auto möglichst unbeschadet in die Parklücke zu bugsieren. Aber Vorsicht! Denn sobald ihr an ein vor- bzw. hinter euch parkendes Auto stößt, gibt es Minuspunkte. Hier noch ein Tipp aus der Wii-Insider-Redaktion: Um realistischere Voraussetzungen zu haben, entstaubt doch mal wieder das Mario Kart Wii-Wheel.

Weiter geht es mit einem beliebtem Spiel auf jeder Kirmes: „Hau den Lukas“. Die Wii-Fernbedienung wird hier wie ein Hammer benutzt. Um mit diesem zu schlagen holt ihr aus und zieht ihn möglichst gerade nach unten, sonst schlagt ihr daneben. Klingt ganz nett, ist aber zu leicht umgesetzt, denn mit der Wii Remote weit und einigermaßen präzise auszuholen dürfte so ziemlich jeder schaffen, egal ob Mann oder Frau.

Aber genug mit den männertypischen Aufgaben. Glaubt man nämlich festgefahrenen Klischees, sind jetzt die Mädels im Vorteil. Etwa beim Spiel „Catwalk“, das mit Hilfe des Balance Boards gespielt wird. Indem ihr euer Gewicht nach links oder rechts verlagert, müsst ihr versuchen im Gleichgewicht zu bleiben und eine gute Figur abzugeben. Zur besseren Orientierung erscheint eine Anzeige, welche ihr am Besten immer im grünen Bereich haltet um Punkte abzusahnen. Fallt ihr nicht vom Laufsteg und schafft es bis ans Ende, müsst ihr abschließend noch eine coole Pose hinlegen. Bewegt einfach die Wiimote wie auf dem Bildschirm angezeigt und schon gibt es eine Menge Extrapunkte.

Männer, schon mal Fingernägel lackiert? Wenn nicht, dann habt ihr jetzt die endlich Gelegenheit dazu und könnt die feminine Seite an euch entdecken. Zur Verfügung stehen in diesem Spiel fünf verschiedenfarbige Nagellacke. Eure Aufgabe ist es nun, Zeige- Mittel- und Ringfinger einer Hand zu lackieren. Denn die andere Hand wurde bereits lackiert, dummerweise habt ihr nicht gesehen welche Farben verwendet wurden. Deshalb muss der Spieler jetzt herausfinden, welche Farbkombination das gewesen ist. Ihr pinselt den ersten Finger also beispielsweise grün, den zweiten schwarz und den dritten rot, und klickt dann auf Bestätigen. Nun bekommt ihr einen Tipp ob die Farben die ihr gerade verwendet habt, vorkommen oder nicht. So tastet ihr euch weiter voran bis ihr schließlich die korrekte Kombination herausgefunden habt. Allerdings bleiben euch dafür nur sechs Versuche, was das Ganze gar nicht so einfach macht.

Ob ihr Talent zum Babysitten habt, findet ihr bei der Aufgabe „Baby an Board“ heraus. Ein kleiner Schreihals, der in der Wiege liegt möchte beruhigt werden. Das schafft man zum einen durch Gewichtsverlagerung auf dem Balance-Board, damit die Wiege hin und her schaukelt. Zum anderen muss man dem Baby das Spielzeug geben, an welches es gerade denkt. Dann muss der Gegenstand bzw. die Wiimote noch geschüttelt werden und das Kleinkind grinst euch fröhlich an. Braucht ihr jedoch zulange um einen Gegenstand aufzuheben oder zu schütteln, gibt es Minuspunkte.

Der Grund warum Das Duell – Männer vs. Frauen erst ab sechs Jahren von der USK freigegeben worden ist, ist wohl die „Pinkelpause“, was meiner Meinung nach aber völlig übertrieben eingestuft wurde. Bei diesem Spiel können auch Spielerinnen einmal das tun, was Männer schon ein ganzes Leben lang üben. Ziel ist es, mit dem „Strahl“ möglichst mittig in ein Becken zu treffen. Ist voll, muss notfalls auch das Waschbecken herhalten und ganz nebenbei erlegt ihr mit eurer „Waffe“ locker jeden noch so fiesen Käfer der euch wiederum Bonuspunkte bringt.

Heimlich üben im Einzelspielermodus

Obwohl Das Duell – Männer vs. Frauen vor allem mit mehreren Spielern Sinn macht, lässt sich die Mehrzahl der Disziplinen auch alleine absolvieren, andere wiederum sind nur mit mehreren Duellanten spielbar. Neben dem Einzelspieler- und Zweispielermodus steht euch deshalb auch die Variante „Wettbewerb“ zur Auswahl. Hier können bis zu zehn Personen zum Wettkampf antreten. Natürlich solltet ihr eine gemischte Gruppe sein, damit am Ende geklärt ist, welches wirklich das stärkere Geschlecht ist. Vor Spielbeginn wird festgelegt wie viele Siege erreicht werden müssen, um eurer Gruppe zu Ruhm und Ehre zu verhelfen.

Dann kann es auch schon losgehen – mit Elfmeterschießen zum Beispiel. Während einer im Tor (auf dem Balance-Board) steht und versucht den Ball abzuwehren, darf der andere Torschussqualitäten beweisen. Das erreicht er durch festlegen der Schussrichtung und -stärke mit der Wiimote. Nach fünf Schüssen werden die Rollen getauscht.

Echte Schnäppchenjäger dürften sich im gleichnamigen Spiel zu Hause fühlen. Ihr müsst gleichzeitig versuchen so viele Produkte wie möglich in den Einkaufskorb zu werfen. Dabei solltet ihr wachsam sein, denn es befinden sich auch kaputte darunter. Legt ihr diese in den Korb gibt es Minuspunkte. Wenn ihr sie aber bei eurem Gegner abladet, bekommt dieser die Punkteabzüge.

Die sogenannten Teamspiele können nur mit mindestens drei eurer Freunde gespielt werden. Beim Reifenwechseln sollt ihr zeigen, wer besser mit Muttern und Schrauben umgehen kann. Ein Spieler des Teams ist für die Bedienung des Wagenhebers durch Bewegen des Controllers von oben nach unten verantwortlich. Sobald euer Fahrzeug vollständig hochgekurbelt ist, ist der zweite Spieler mit abmontieren des alten sowie der Anbringung des neuen Reifens an der Reihe. Das Ganze funktioniert natürlich auch wieder durch verschiedene Bewegungen mit der Wii-Fernbedieung.

Eigentlich eine weitere Männerarbeit: Holzfällen. Hier muss jede Mannschaft durch gleichmäßiges „Sägen“ den Baumstamm in möglichst kurzer Zeit zerlegen. Schnelligkeit zahlt sich bei dieser Disziplin aus.

Grafik, Sound und Steuerung

Grafisch wird erwartungsgemäß zwar nichts Besonderes geboten, zweckmäßig ist sie aber auf alle Fälle. Durch den comicartigen, bunten Stil wird dem Spiel ein witziger Charme verliehen. Die Figuren sind zwar recht eckig geraten, worüber man aber hinweg sehen kann.
Der Sound ist in Ordnung, aber eben auch nicht hervorragend. Nervig sind die immer gleichen Kommentare, welche die Charaktere während eines Minispiels abgeben. Klar kann man nicht erwarten, dass es Unmengen davon gibt, aber ein paar mehr würden definitiv nicht schaden.

Die Steuerung ist bei fast allen Spielen gelungen. Bei „Dart“ oder „Dart 301“ fand ich sie allerdings etwas nervig, weil der Pfeil selten dahin traf, wo man ihn haben wollte.

Fazit

Eigentlich ist dieses Spiel nichts anderes als eine weitere ordentlich umgesetzte Minispielesammlung. Das, was Das Duell – Männer vs. Frauen von anderen Spielen dieser Art aber unterscheidet ist eindeutig die Thematik. Die Idee eines Geschlechterkampfs klingt witzig und ist es meistens auch. Die Spiele sind ordentlich umgesetzt, fast immer gut spielbar und die Sprüche der Charaktere richtig schön klischeehaft, auch wenn sie sich zu oft wiederholen. Der Einzelspielermodus wird leider schnell langweilig. Für die eine oder andere Stunde mit Freunden ist das Spiel jedenfalls brauchbar und am Ende weiß man zumindest, ob nun Männer oder Frauen geschickter mit Wii Remote und Balance Board umgehen können.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.

Packshot Das Duell – Männer vs Frauen

Das Duell – Männer vs Frauen

Release: 22.10.2010
Publisher:
Entwickler:
Anzahl Spieler: 10
USK: 6