Hands-On: Wii Music

Die üblichen drei Verdächtigen fanden sich im Kölner Intercontinental zur dort stattfindenden Nintendo Post-E3-Tour ein. Dort gab es neben allerlei Kölsch und Gourmet-Naschereien natürlich auch Spiele zu bewundern, die erst vor kurzem von Nintendo auf der E3 in Los Angeles vorgestellt wurden. Hier sind unsere ersten Eindrücke zu Wii Music. Zu Animal Crossing: City Folk und Wario Land: Shake It! haben wir für euch ebenfalls Hands-On-Berichte bereit gestellt, andere Spiele für die Wii wurden vor Ort leider nicht präsentiert.

Rock’n Roll all night long!

Das nicht unumstrittene Spiel bot zwei der zahlreichen Modi: „Schlagzeug“ und „Jam-Session“. Andere Modi, wie beispielsweise das Dirigieren, waren weder zu sehen noch zu spielen.

Der Schlagzeugmodus, gespielt mit Wiimote, Nunchuk und Balance Board, funktioniert nicht so, wie es auf der E3 den Eindruck machte. Es ist nämlich nicht so, dass Wiimote und Nunchuk via Bewegungssensorik festlegen, ob man auf die Hi-Hat, die Snare, ein Tom oder wohin auch sonst drischt. Vielmehr funktioniert das per Knopfdruck: ohne Knopf haut man auf die Hi-Hat, mit A geht die rechte Hand zur Snare, für die Toms werden die Richtungstasten benötigt, und so weiter. Schade, dass Nintendo Wii Music nicht mit Wii MotionPlus-Unterstützung an den Start bringt; dieser Modus hätte es vertragen können.

Zwar kann man das sicherlich lernen (und dafür wird das fertige Spiel auch einen Lehrmodus beinhalten), aber es bringt eine Einschränkung mit sich, die äußerst bedauerlich ist: ein Lauf über die Toms ist (fast?) ein Ding der Unmöglichkeit, wenn man dazu alle zwei Schläge eine andere Richtung am Steuerkreuz drücken muss. Selbst der von Nintendo zu Demonstrationszwecken angeheuerte professionelle Schlagzeuger war hierzu nicht in der Lage, auch wenn er ansonsten astreine Beats aus der Software zaubern konnte.
Die zweite, kleinere Einschränkung des Schlagzeugs: zwar wird für Hi-Hat und Bassdrum das Balance Board verwendet, aber trotz der eingesetzten Peripherie, die unterschiedlichen Druck registrieren kann, besitzt die Hi-Hat offenbar nur zwei Funktionen: ganz offen und ganz geschlossen. Inwieweit das Öffnen auf den Schlag vom Spiel registriert wird oder nicht bedarf weiterer Tests.

In der „Jam-Session“ legt man zunächst fest, wie viele Leute in der Band spielen wollen (1-4), dann wählen alle ihr Mii, dann die Aufgabe, und am Ende das Instrument. Mit Aufgabe ist die Rolle in der Band gemeint: Rythmus, Melodie, Percussion und so weiter. Zu jeder Rolle hat man die Wahl aus zahlreichen hierzu passenden Instrumenten. Und da ist einiges geboten, von Altbekanntem wie E-Gitarre, Rock-Schlagzeug und Piano, über Außergewöhnliches wie Sitar, Spielzeugklavier und Kastagnetten, bis zu Abgefahrenem wie Hundegebell, Beatbox und Karategrunzern. Das fertige Spiel soll 60 Instrumente an den Start bringen, in der Vorabversion waren es bereits gut über 40.
In diesem Modus ist das Einbringen der persönlichen Note möglich und erwünscht. Tonlage und der allgemeine Tenor sind zwar vom jeweilig ausgewählten Song vorgegeben (von denen es nur fünf anzuspielen gab, das fertige Spiel soll 50 verschiedene Lieder bieten), aber das muss sein, um das Game so einfach zu halten wie es ist. Vorheriges Üben ist jedenfalls nicht nötig, um einigermaßen adäquate Töne hervorzubringen (das eigentliche Spielen der Instrumente ist denkbar simpel gehalten); trotzdem ist eine Verbesserung hörbar, wenn man ein wenig übt – nicht in der Art der gespielten Töne (auch wenn Verspielen möglich ist, wenn man immer wieder das Gleiche macht), sondern bezüglich Timing und Rhythmus.

Der Online-Modus wird vermutlich hauptsächlich die „Jam-Session“ unterstützen. Man wird in der Lage sein, einen Song mit der eigenen Performance aufzuzeichnen und an Freunde zu verschicken, die wiederum ihren Teil in Form einer eigens eingespielten Tonspur zum Stück beitragen können.

An vielen Stellen des WWW ist zu lesen, dass es sich bei Wii Music nicht um ein Spiel handle, und dass Null Können nötig ist, um die Stücke zu spielen. Ganz falsch ist das beides nicht, aber eben auch nicht ganz richtig. Ob es sich um ein Spiel handelt, ist sicherlich Definitionsfrage. Dass man talentbefreit die Remote durch den Raum wirbeln kann und etwas Sinnvolles dabei herauskommt, ist jedoch nicht richtig. Zwar kommen keine schrägen Töne aus den Boxen, egal wie schlecht man improvisiert, aber damit es sich am Ende gut anhört, gehören sowohl Können als auch Übung. Dass das Game sich jede Bewertung der Performance verkneift macht Sinn – um über Gut oder Schlecht der dargebotenen Leistung zu entscheiden, ist schließlich wie bei Live-Bands üblich das Publikum da.
Trotzdem kann Wii Music zum bisherigen Zeitpunkt nur unter Vorbehalt empfohlen werden. Viele werden mit dem Konzept oder der Umsetzung nichts anfangen können. Wirklich vorwerfen kann man das Wii Music jedoch nicht.

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